Cycling and More
Geschichten aus der großen und kleinen Radsportwelt
Samstag, 7. Juli 2012
Gedanken zur Tour de France
Die Tour de France ist seit einigen Tagen in vollem Gange. Sicherlich vermisst ihr schon meine Geschichten abseits der Strecke und die historischen Reportagen. Ich bin in diesem Jahr ein bisschen Tour-Müde... Nein, das liegt nicht an der Faszination des Rennens oder an meiner Liebe zum Radsport. Im Gegenteil. Es liegt daran, wie die Tour de France in den Medien behandelt wird.
Und einmal mehr bin ich froh, mittlerweile in der Schweiz zu Hause zu sein und nicht mehr in Deutschland. Dennoch kann ich mich nicht davor wehren, den einen oder anderen Blick in die deutsche Medienlandschaft zu werfen.
Ich bin in diesem Jahr erstmals seit sechs Jahren nicht im Tourtross als Journalistin dabei. Das macht mich sehr traurig. Einerseits, weil die Zeit während der Tour für mich immer etwas ganz grossartiges war, mit Begegnungen, die Bleibendes hinterliessen, mit angenehmen Stress, mit der Freiheit einfach durch dieses grosse und schöne Land zu fahren und irgendwo sein Zelt aufzuschlagen. Ich hatte immer das Privileg, nicht tagesaktuell schreiben zu müssen, sondern die Faszination der Tour de France ausfindig zu machen und darüber zu schreiben. Oder historische Ereignisse heraus zu kramen über sie zu schreiben, Menschen zu treffen, die die Tour ausmachen und sie zu interviewen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite macht mich ebenso traurig: Es lassen sich keine Artikel mehr verkaufen. Die Medien schreien nach Sensationen und neuen Enthüllungen und jeglicher, auch historischer, Artikel soll mit negativen Fakten bearbeitet werden. Das ist nicht meine Welt.
Und es sollte nicht die Welt der deutschen Medien sein. Sportjournalismus bedeutet auch Objektivität zu bewahren, den Menschen Spass und Leidenschaft an verschiedenen Sportarten vermitteln. Ich bin mit voller Leidenschaft Radsportfan. Egal ob es die Tour de France ist, Bahnradsport oder Radquer. Ich habe immer versucht meine Leidenschaft, meinen Blickwinkel auf das Ereignis den Lesern näher zu bringen, habe versucht Ihnen den Sport zu vermitteln, den Einsatz der Akteure und deren Kampfgeist. Mit meinen Radsportbüchern wollte ich Fans erreichen und Ihnen auch ein Stück Geschichte (Enzyklopädie Tour de France) schenken, oder Sie teilhaben lassen an meinem „Tour- und Streckenwissen“ (Reiseführer Tour de France). Die Begegnungen mit Menschen, die mit dem Reiseführer jährlich durch Frankreich reisen, die waren immer wunderbar und viele Kontakte halten sich schon seit vielen Jahren.
Der Radsport hat nicht verdient, was die deutschen Medien mit ihm machen und das schreibe ich als Fan. Die Akteure haben den Sport beschädigt. Aber die Akteure selber sind es auch, die seit Jahren unermüdlich alles tun, um das angeschädigte Image wieder positiv da stehen zu lassen. Von den Medien bekommen sie aber keinerlei Unterstützung. Das einige Fahrer keinerlei Interviews mehr geben, dass ist meiner Meinung nach voll nachzuvollziehen, absolut verständlich und auch der richtige Weg. Keiner der Jungs hat es verdient, dass man sie immer wieder aufs neue durch den Kakao zieht. Das Leben eines Radprofis können wir als Aussenstehende nur schwer nachvollziehen, dennoch erlauben wir uns, darüber zu urteilen. Für mich ist es ein Spiegel der deutschen Mentalität, besonders im Sportjournalismus. Immer bei anderen suchen, immer mehr fordern, anstatt einfach mal vor der eigenen Haustür anzufangen. Die Schreiberlinge vieler unschöner Zeilen sind vermutlich die Ersten, die sich bei einem Schnupfen krankschreiben lassen und von Ihrem Hausarzt unzählige Medikamente verschrieben bekommen.
Wenn die Deutschen einen guten Fahrer haben (was heisst gut? Wir haben unzählige bombastische Fahrer!!!), dann wir d sicher auch wieder die Deutschland-Tour stattfinden und andere Radsporthighlights aus dem Boden gestampft. Ich hoffe sehr, dass all unserer Radsportler irgendwann in der Lage sein werden, dann von sich aus zu sagen „Nein, ich bin nicht dabei“. Wir haben unzählige tolle Fahrer in Deutschland. Im Breitensport explodiert der Radsport förmlich. Und, bekommt das jemand mit???
Bei all den negativen Geschreibe in den Medien wird der eigentliche Fokus vergessen. Wird auch vergessen, was ein Sportjournalist transportieren soll mit seiner Arbeit. Wenn es eine Generation gibt, die es sich zum Ziel gemacht hat, aus jedem klitzekleinen Furz eine riesige Sensation zu machen: Bitte. Aber die jüngere Generation sollte den Kodex des Journalismus noch verinnerlicht haben und eine andere Richtung einschlagen.
Das die älteren Fahrer müde sind, mit den Medien zu sprechen, dass kann man Ihnen wie gesagt nicht verübeln. Die Jüngeren, die sollte man pflegen, die sollte man pushen und beglückwünschen. Und wir Sportjournalisten sollten genau DAS als unsere Pflicht ansehen.
Der Radsport ist dabei sich selber zu heilen. Akteure stehen in der ersten Reihe und kämpfen. Menschen mit Idealismus und Leidenschaft stehen dahinter und kämpfen. Trainer in Breitensportvereinen kämpfen, jeder Hobbyradler kämpft irgendwie. Und alle gemeinsam fahren sie immer wieder gegen die Wand der deutschen Medien.
Der Radsport ist nicht tot. Und ich weiss einfach nicht, wie Journalisten darauf kommen, die derzeit täglich mit dem Tross von A nach B durch Frankreich rollen. Habt Ihr die Augen zu???
Im Radsport gibt es keine Rivalität wie in zahlreichen anderen Sportarten. Egal bei welchem Rennen man ist: es ist ein Fest. Ein Fest der Nationen, ohne jegliche Gewalt oder grössere Polizeieinsätze. Trotz Sprachbarrieren finden sich Freunde, schliesst man Kontakte und feuert gemeinsam die Fahrer an! All das Geld, das in sinnlose Polizeieinsätze, in Ordnungskräfte oder die Sicherheit bei anderen Sportarten gesteckt wird, das gibt es bei einem Radrennen nicht. Die Stimmung an der Strecke ist einzigartig.
Der Radsport lebt. Er lebt globaler als jemals zu vor. Nur in Deutschland bekommt es wohl keiner mit.
Um weiter meinen Teil dazu beizutragen wird es in den kommenden Wochen hier wieder Artikel geben. Artikel, die ich Redaktionen und Zeitungen anbiete/angeboten habe, und die freundlich abgelehnt werden...
Zu den Akteuren: Chapeau Jungs!!! Ihr seid wahnsinnig, einzigartig und super. Danke, dass Ihr nicht aufgebt, dass Ihr Euch durch Hitze und Kälte quält, euch nass regnen lasst, dass Ihr nach Stürzen immer wieder aufs Rad steigt! Danke, dass Ihr diesen Sport zu dem macht, was er ist: Leidenschaftlich, spannend, verrückt und immer faszinierend!!
PS: Morgen schrei ich Euch mal wieder als Fan an, also Achtung, ich stehe am Col de la Croix :-)
Samstag, 9. Juni 2012
Tour de Suisse olé
Gerade das Nachtlager auf dem Simplonpass aufgeschlagen. Es regnet, aber die Temperaturen sind ok und werden die Nacht im Auto aushalten lassen. Schön war es in Lugano! Fabian wurde von Peter Sagan geschlagen, aber die Schweizer haben sich am Prologtag der Tour de Suisse bestens platziert.
Pünktlich zum Start kam in Lugano die Sonne raus, als William Routley um 14.26 Uhr als Erster von der Rampe rollte. Ein Etappenrennen ist am ersten Tag immer auch ein Wiedersehen mit Bekannten und Kollegen, so war es auch heute. Die Stimmung im Medienzentrum ist immer entspannt, man hat eben Zeit um einen Plausch zu halten. Auch auf dem Parkplatz der Teambusse ist keine Hektik zu verspüren. Heute werden die Karten erstmal gemischt, morgen wissen wir auf wenn man Acht geben muss.
Wir haben uns heute vorzugsweise bei den Teambussen aufgehalten. Die Speicherkarten der Kameras sind voll und werden nun noch verarbeitet. Mitten im Nirgendwo. Einsam auf dem Simplonpass.
Morgen geht es Richtung Verbier. Voraussichtlich werden wir uns einen schönen Platz kurz vor dem Ziel suchen, um dann den Abend in Martigny zu verbringen.
Montag, 19. Dezember 2011
Donnerstag, 24. November 2011
Tour of Ruanda
Gerade läuft die Tour of Ruanda. Die Rundfahrt findet zum drittten Mal statt und führt über neun Etappen und gut 1000 Kilometer durch das Land. Eingestuft in die Kategorie 2.2 gehört es zur UCI Africa Tour.
Wer mehr wissen möchte oder das rennen verfolgen möchte, schaut hier :-)
http://en.tourofrwanda.com/
Wer mehr wissen möchte oder das rennen verfolgen möchte, schaut hier :-)
http://en.tourofrwanda.com/
Dienstag, 22. November 2011
TdF 1907: Die ersten Wasserträger
Dieser Artikel stammt aus meiner Enzyklopädie Tour de France
Die Tour de France feierte schon den fünften Geburtstag. Das hätte sich henri Desgrnage wohl auch nicht träumen lassen, dass die Rundfahrt von Jahr zu Jahr mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit erhielt. Neben unzähligen Fans, die im gesamten Land den Fahrern Respekt zollten, berichteten in diesem Jahr auch erstmals die großen französischen Tageszeitungen ausführlich über die Tour. Damit hatte sich die "Grande Boucle" endlich als sportliches Großereignis etabliert.
Roubaix, Metz und Belfort wurden 1907 als neue Etappenstädte begrüßt. In Metz, wo es schon 1906 eine eindrucksvolle begeisterte Demonstration der französischen Bevölkerung gab, wurde nun eine Feier veranstaltet, wie man sie sonst nur am franzsösichen Nationalfeiertag zu sehen bekam. Die ganze Stadt war in den Landesfarben geschmückt, und die Häusergiebel zierten hunderte von Fahnen. Positive Neuerung war in diesem Jahr die Einführung eines Pannenautos.
Nach dem tragischen Tod von René Pottier im Januar 1907, wurde Lucien Petit-Breton als Favotrit gehandelt. Bereits im Vorjahr hatte der kleine gebürtige Argentinier gezeigt, dass er ein heißer Anwärter auf den Gesamtsieg war. Am Start konnten die Organisatoren einen richtigen Paradiesvogel empfangen, der den Radsport nachhaltig prägen sollte. Der Adlige Henri Pépin de Gontaud wurde vom Tourfieber infiziert und hatte den Traum, die Rundfahrt zu gewinnen. Nun war er allerdings kein Radprofi...Er engagierte sich kurzerhand zwei, später dann drei Fahrer, die ihn während dem Rennen unterstützen sollten. Und das taten sie auch einsatzfreudig. Sie schoben ihren "Kapitän", holtem ihm frisches Wasser und stärkten ihn auch Mental. Trotz ihren unermüdlichen Einsatzes reichte es bei Pépin aber nicht zum Gesamtsieg. Er gab vollkommen erschöpft nach der fünften Etappe auf. Mit seinem Fahrerengagement allerdings waren bei der Tour de France die ersten Domestiken im Einsatz, die es ab sofort regelmäßig zu sehen gab und die für ein team unersetzbare Begleiter wurden.
Einzigartig in der Tourgeschichte war die zweite Etappe, bei der es mit Louis Trousselier und Émile Georget zwei Tagessiegr gab. Georget, der nach der achten Etappe bereits fünf Tagessieg verzeichnen konnte, lag schon mächtig weit vorne, als er vom Pech eingeholt wurde. Auf der neunten Etappe stürzte er an der Kontrollstelle in Auch so schwer, dass sein Rad einem Schrotthaufen glich. Er lieh sich daraufhin das Gefährt von seinem Kollegen Gonzagne Privat und setze sein Rennen fort. Das Regelment sagte allerdings, dass jeder Fahrer vom Start bis zum Ziel mit demselben Rad fahren musste - Georget kassierte für dieses "Vergehen" so viele Strafpunkte, dass selbst ein weiterer Etappenerfolg ihm nicht mehr helfen konnte. Durch den Sturz hatte er die Tour verloren, denn auch der dritte Platz im Endklassemnet war kein Trost für ihn.
Lucien Petit-Breton, der auf der neunten Etappe seinen ersten Tageserfolg feierte, kam nach einer 250 Kilometer langen Solofahrt (und das mit Plattfuß!!) in Bayonne ins Ziel udn wurde lautstark bejubelt. Nach Georgets Sturz übernahm er die Gesamtführung und ließ sich den Sieg am Ende nicht mehr nehmen.
Als neu zu bezwingener Berg konnte 1907 der Col de Porte begrüßt werden.
Montag, 14. November 2011
PORTRÄT Dario Stäuble
Dario Stäuble aus Gansingen absolviert gerade seine erste Saison als Radquer-Elite-Fahrer. Am Wochenende hat er die Solothurner Quer-und Bike-Cup-Serie gewonnen und beim internationalen Radquer in Hittnau belegte er den 21. Rang. Gute Ergebnisse um in der Elite-Klasse Fuß zu fassen.
Dario Stäuble kam mit acht Jahren zum Radsport. Der örtliche Veloclub, RV Gansingen, suchte motivierte Kids zum Rennradfahren und ein Kollege Darios schleppte ihn einfach mal mit zum Training. Er begann auf dem Rennvelo und wechselte dann später ins Radquer. Mit dem Gewinn der Schweizer Junioren-Meisterschaft 2009 unterstrich Dario seine Ambitionen, einmal an der Spitze mitzufahren. Ein mutiges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass es eine Sportart ist, die gerade erst ein langsames Comeback erlebt. „Radquer ist einfach abwechslungsreich. Da musst du in einer Stunde alles geben. 3-4 Stunden auf der Straße zu fahren, das ist mir einfach zu langweilig“ erklärt Dario seine Motivation. Radcross ist nichts für Schönwetterradler. Die Saison findet im Winter statt, es ist kalt und es ist nass. „Natürlich ist es schwer, sich da manchmal zu motivieren, wenn man trainieren will und draußen sind gerade mal fünf Grad und es regnet“ sagt Stäuble. „Einmal in der Woche sitze ich auf dem Radquer-Velo, ansonsten trainiere ich auf der Strasse, aber das muss eben so sein. Und zum regenerieren geht es dann zur Massage oder in die Therme.“
Für ein normales Sozialleben bleibt dem 20-Jährigen nicht viel Zeit. Vormittags arbeitet er als Metallbauzeichner und nach dem Mittagessen fängt der Trainingsalltag an. Manchmal, wenn in der Firma viel zu tun ist, dann muss Dario auch am Abend noch zurück in die Firma. Die Wochenenden sind in der Saison mit Wettkämpfen ausgebucht, da heißt es dann in der knappen Freizeit: Einfach mal die Beine hochlegen!
Unterstützt wird Stäuble von seiner Familie und Freunden. Als er sich entschloss, seine Konzentration komplett dem Radquersport zu widmen, musste der Verein betreuungstechnisch passen. Zu hoch war der Aufwand für den Straßenradsport während der Sommermonate. Sein Vater und sein Onkel waren die ersten aus dem Stäuble-Clan, die Dario während der Rennen betreuten. Schnell gesellten sich weitere Familienmitglieder dazu und heute kann er sich glücklich schätzen, auf einen gut organisierten Betreuerstab zu blicken. „Aber der Druck ist auch größer, wenn deine halbe Familie beim Rennen anwesend ist“ erklärt Dario schmunzelnd. „Bei einem Rennen mit Tausenden Zuschauern, da fährt man eben einfach mit und wird angefeuert. Wenn ich aber Rennen fahre, wo ich weiß, dass viele Bekannte und Freunde anwesend sind, dann bin ich schon aufgeregt und besonders Motiviert eine super Leistung abzurufen.“
In dieser Saison fährt Dario mit etwas weniger Druck seine Rennen. Es gilt erst Mal Fuß zu fassen in der Eliteklasse. Dafür ist er während der Radquer-Saison nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Frankreich, Deutschland und natürlich in Belgien beim Superprestige unterwegs. Ein ganz besonderes Leckerli hat Dario aber für seine Gönner und Fans parat: Nach jedem Rennen gibt es bei Ihm am Bus selbstgebackenen Kuchen. Ein Dankeschön für alle, die ihn an jedem Wochenende unterstützen.
Sein Ziel ist es, bei den Schweizer Meisterschaften in die Top-Five.
Mittwoch, 26. Oktober 2011
Tour du Faso - Das längste Etappenrennen in Afrika
LOGO von BERT ODENTHAL
Seit dem 21. Oktober findet in Burkina das größte Radrennen Afrikas statt. In zehn Etappen geht es bei Hitze und Staub durchs Land bis die Fahrer am 30.10. in der Hauptstadt Ouagadoudou das Ziel erreichen werden. Erstmals seit 15 Jahren ist auch wieder ein deutsches Team am Start. Knapp 1.280 Kilometer müssen die Rennfahrer bei Temperaturen um 30 Grad hinter sich bringen. Hinzu kommt, dass es manchmal keinen Strom oder Wasser gibt. Malte Wulfinghoff vom „departement of tomorrow“ war dabei der Ideengeber für ein deutsches Team. Das „departement of tomorrow“ hat seinen Sitz in Münster und bündelt gesellschaftspolitische und unternehmerische Ansprüche nach ganzheitlicher und nachhaltiger Entwicklung. Zudem begleitet es Projekte über die strategische Konzipierung hinaus bis zur Umsetzung. Es übernahm in Burkina Faso auch die Leitung und Koordination des deutschen Teams.
Die Tour du Faso findet seit 1987 in jedem Jahr statt. 1955 wurde in Burkina Faso das erste Mal ein Radrennen ausgetragen. Wachsende Radsportbegeisterung und die Professionalisierung der Radrennen resultierte daraus, das sich der Radsportverband und das Sportministerium 1987 entschlossen ein Etappenrennen ins Leben zu rufen. 16 nationale Teams aus Afrika und Europa nehmen an der Tour du Faso teil. Die Begeisterung in Burkina Faso ist groß und die Streckenführung schlau. Die Etappen werden kreuz und quer durchs Land führen, so dass möglichst viele Einwohner Teil des Rennens werden können. Sie begrüßen die Fahrer lautstark am Wegesrand.
Die deutsche Mannschaft setzt sich aus sechs motivierten Fahrern zusammen, die über eine große Grenzerfahrung bei Radrennen verfügen. Als Radsport-Globetrotter haben sie schon an mehreren „exotischen“ Rennen in Afrika, Asien, und Mittelamerika teilgenommen: Kamerun, Pakistan, Costa Rica, Guadeloupe, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Afrika ist jedoch Neuland für sie und neben der sportlichen Herausforderung wird das rennen auch eine neue kulturelle Erfahrung bringen.
Karsten Keunecke ist der sportliche Leiter im Team. Weiter sind Heinrich Berger, Benjamin Höber, Malte Wulfinghoff, Dominik Schmengler und Niko Ritter dabei. Auf die Gesamtwertung schaut keiner der Mitstreiter, dafür ist die Konkurrenz aus Frankreich, den Niederlanden und West- wie Ostafrika zu groß. Das Team verfolgt auch eine andere Mission.
Es wird sich in zwei Entwicklungsprojekte in Burkina Faso engagieren. Wobei vor allem die Gründung einer Radsportschule großes Interesse verbreitet. Die Realisierung wird wiederum vom „departement of tomorrow“ unternommen, die sich in Kooperation mit dem burkinischen Radsportverbandes sowie deutschen Firmen und Institutionen im Rahmen ihrer CSR-Strategie (unternehmerische Sozialverantwortung) engagieren. Eine Radsportschule in Burkina Faso ist ein einzigartiges Projekt, zu dem es weltweit keine Konkurrenz gibt. Die meisten Fahrer kommen aus armen Verhältnissen und verfügen selten über eine Schulbildung. Die Schule wird über ein ganzheitliches und professionelles Betreuungsprogramm verfügen, bei der sowohl gute Trainingsbedingungen als auch eine gute Schulausbildung gewährleistet ist. Darüber hinaus sorgt die Schule dafür, dass die Fahrer nach ihrer sportlichen Karriere einen qualifizierten Beruf ausüben können. Ein vergleichbares Leistungszentrum für Radsport und Bildung ist einzigartig und fördert den Radsport in Burkina Faso.
Durch die Tour du Faso erfährt das Land jährlich im Oktober ein großes Medieninteresse. So auch in diesem Jahr, denn das deutsche Team hat ein Kamerateam der „augenschein Filmproduktion“ dabei. Sie drehen einen 90-minütigen Kinofilm über das Abenteuer der Rundfahrt, der im nächsten Frühjahr in den Filmsälen vorgeführt wird.
Wer mehr Information haben möchte kann sich auf folgenden Internetseiten umschauen.
http://www.department-of-tomorrow.de/
http://06.live-radsport.ch/details_24843/Tagebuch_Heinrich_Berger_Die_ersten_Tage_bei_der_Tour_du_Faso.html
http://www.tourdufaso.bf/
https://www.facebook.com/pages/Tour-du-Faso-deutsches-Team/185982791478335
Dienstag, 25. Oktober 2011
Die TdF 1951: Fest in Schweizer Hand
Entnommen aus der Enzyklopädie Tour de France
Obwohl das Starterfeld zur diesjährigen Tour de France durchaus illustre Namen aufzeigte, so ist für die Franzosen klar: In diesem Jahr wird Louison Bobet das Rennen gewinnen.
Auch die Italiener waren nach ihrem Ausstieg 1950 wieder mit einer Topbesetzung am Start, denn sowohl Fausto Coppi als auch der 37-jährige Gino Bartali sind im Aufgebot. Coppis Bruder Serge war einige Tage zuvor bei der Piemont-Rundfahrt gestürzt und kurz darauf verstorben, deshalb befürchtete man, dass Coppi in seiner Trauer die Tour de France absagen würde. Aber er erschien am Start und wollte die Rundfahrt absolvieren. Vorjahressieger Ferdi Kübler war dagegen nicht dabei.
Gestartet wurde die Tour de France im lothringischen Metz. Die Organisatoren hatten 1926 schon einmal versucht, das Rennen außerhalb von Paris starten zu lassen, was aber bei der Bevölkerung keine große Euphorie auslöste. In diesem Jahr war es anders, denn die Stadt wurde schick herausgeputzt und die Menschen taten alles, um den Tourtross herzlich zu empfangen. Die Hauptstadt Paris wurde erst zur vierten Etappe besucht, da am selben Tag der Festakt zur 2000-Jahr-Feier begann. Und natürlich endete die Tour in der Hauptstadt, daran gab es nach wie vor nichts zu rütteln.
Am 4. Juli fand sich die Tourgarde am Place de la République in Metz zum Start ein, wo um Punkt 12.30 Uhr das Band zerschnitten wurde und das Fahrerfeld auf die Reise ging.
Auf der ersten Etappe übten sich die Fahrer allesamt in Zurückhaltung. Der Schweizer Giovanni Rossi gewann den Sprint in Reims vor Attilio Redolfi und Gilbert Bauvin. Damit übernahm der Schweizer für einen Tag das Gelbe Trikot, bevor es ihm Bim Diederich am nächsten Tag schon wieder abnahm.
Auf der fünften Etappe bummelte ein Großteil der Fahrer vor sich hin. Mit Serafino Biagioni und Angelo Colinelli waren zwei Ausreißer unterwegs, die dem Feld nicht gefährlich genug erschienen, um eine energische Aufholjagd zu starten. Nach 100 Kilometern hatten sich die beiden so schon neuneinhalb Minuten Vorsprung herausgefahren, und bei der nächsten Zwischenmeldung hieß es sogar 15 Minuten! Nun reagierte das Feld und gab Gas. Bis ins Ziel retteten die Ausreißer noch über zehn Minuten Vorsprung, und der Italiener Biagioni wurde Tagessieger. Damit aber nicht genug. Mit dem Husarenritt verbesserte sich Biagioni vom 60. auf den ersten Platz und übernahm das Gelbe Trikot!
Im Zielort Caen empfing der Tourtross ein Willkommen, das alles andere in den Schatten stellte. Während auf einer großen Mauer das Bild des Tourvaters Desgrange prangte, war der Ort selber ein einziger jubelnder und fröhlicher Ameisenhaufen.
Die sechste Etappe wurde im Sprint von Edouard Muller entschieden, derweil sich am Ende des Feldes eine kleine Tragödie abspielte. Giovanni Rossi war mit schweren Knieschmerzen in die Etappe gestartet. Im Laufe des Tages wurde der Schmerz stechender und schlimmer, und Rossi fiel immer weiter zurück, bis nach ihm nur noch der Besenwagen kam. Der Fahrer des Wagens schien ein Herz für den Schweizer zu haben, denn er verringerte sein Tempo, wenn Rossi es tat, und gab wieder Gas, wenn Rossi schneller wurde. Mit letzter Kraft fuhr Rossi in Rennes über die Ziellinie. Er hatte fast 23 Minuten Rückstand auf den Etappensieger und musste wegen Zeitüberschreitung das Rennen beenden…
Auf der nächsten Etappe stand das erste Einzelzeitfahren der diesjährigen Tour auf dem Programm, und man erwartete ein spannendes Duell der Favoriten Bobet und Koblet. Der Schweizer ging als erster der beiden auf die Strecke und hatte im Ziel das Gefühl eine gute Etappe gefahren zu sein. Bobet kam eine Sekunde schneller als Koblet ins Ziel. Koblet wollte sich damit abfinden, dass er die Etappe verloren hat, als er stutzig wurde. Der Spanier Ruiz war sechs Minuten nach ihm gestartet, sollte aber nur einige Sekunden langsamer gewesen sein als er? Koblet ging zu seinem technischen Leiter Burtin und dann zu Tourleiter Goddet. Er erreichte wahrhaftig, dass die Zeiten nochmals überprüft wurde, und siehe da, man hatte sich bei dem Schweizer wirklich um eine Minute verrechnet! Koblet wurde so nachträglich zum Etappensieger ernannt.
Am Start zur achten Etappe hatte Bobet die Nachricht verdaut und beglückwünschte den Schweizer vor dem Start zu seiner guten Leistung beim Zeitfahren. Sieger dieser Etappe wurde André Rosseel, der nach dem Zieleinlauf flachste: „Sind sie auch ganz sicher, dass die Zeit stimmt?“
Die ersten 100 Kilometer der neunten Etappe verliefen ereignislos. Auf dem Moreno-Pass war Géminiani der erste, während Bobet und Robic an den ersten Steigungen des Col de Ceyssat in Angriffslaune waren. Aber das Feld war zu achtsam, als dass sie die beiden losziehen ließen. Während Bobet in Schwierigkeiten geriet und Koblet zwei Reifenpannen überstehen musste, feierte Geminiani einen Etappenerfolg. Sicherlich war es für den Franzosen ein zusätzlichen Anreiz, dass das Ziel in seiner Heimatstadt Clermont-Ferrand lag.
Bereits nach der elften Etappe waren sich alle einig, das Koblet die Tour gewinnen würde. Er fuhr über 140 Kilometer alleine durch die Landschaft, und dem Verfolgerfeld gelang es nicht, den Schweizer einzuholen, oder zumindest den Abstand zu verkürzen. Obwohl auch Bobet, Bartali, Ockers und Coppi sich an der Tempoarbeit beteiligen, schaffen sie es nicht, den Schweizer einzufangen. Dieser demoralisierte sie regelrecht, indem er sogar den Abstand noch vergrößerte und zweieinhalb Minuten vor ihnen ins Ziel kam.
Auf der zwölften Etappe war das Peloton passiv unterwegs. Es fand sich eine Ausreißergruppe zusammen, die mit Wim Van Est auch den Tagessieger stellte.
Am nächsten Tag ging es den Col d‘Aubisque hinauf, wobei sich nach einiger Zeit eine 12-köpfige Spitzengruppe formierte, die am Anstieg des Pyrenäenriesen schon acht Minuten Vorsprung herausgefahren hatte. Wim Van Est, der am Vortag das Gelbe Trikot erobert hatte, jagte auf der Abfahrt der Spitzengruppe nach, als er in einer Kurve nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und rund 40 Meter tief in den Abgrund stürzte. Da es dort sehr steil war, konnte der Holländer nur mit einem Seil geborgen werden. Bloß woher nehmen? Eiligst wurden Fahrradschläuche zusammengebunden und Van Est damit geborgen. Wie durch ein Wunder blieb er aber fast unverletzt, hatte nur einige Schürfwunden. Kaum geborgen, wollte Van Est weiterfahren und nach einer kurzen Untersuchung ließ man ihn auch. Nach wenigen hundert Metern merkte er aber, dass seine Nerven arg angegriffen waren und es besser war, das Rennen aufzugeben.
Am Abend der 14. Etappe machte sich Koblet nach seinem Tagessieg viele Freunde bei den Italienern. Nach der Siegerehrung begab sich der Schweizer zu Gino Bartali, der an diesem Tag seinen 37. Geburtstag feierte, und übergab ihm seinen Siegerblumenstrauß.
Die 16. Etappe hätte beinahe im Fiasko geendet. Nachdem sich um Geminiani/Koblet eine Spitzengruppe gebildet hatte, die mit reichlich Tempo dem Ziel entgegenfuhr, hatten die Nachzügler Glück im Unglück. Durch das hohe Tempo waren nur zehn Prozent der Fahrer vor Kontrollschluss im Ziel. Die Kontrollzeit wurde gottlob erhöht, was auch Fausto Coppi freute, der völlig erschöpft 35 Minuten nach dem Tagessieger ins Ziel rollte und ansonsten ausgeschieden wäre.
Auf der 17. Etappe wurde ein neuer Berg begrüßt. Der „Géant de Provence“, Mont Ventoux. Berüchtigt durch seinen kahlen Gipfel, der in 1.909 Meter Höhe liegt und einer zumeist unerträglichen Hitze, machten ihn zu keinem angenehmen Hindernis. Schon um 6.00 morgens wurde die Zufahrtsstraße zum Ventoux gesperrt, trotzdem standen 15.000-18.000 Menschen am Gipfel. Bis zum Anstieg blieb das Feld zusammen, erst nach den ersten Serpentinen kam ein wenig Bewegung ins Fahrerfeld. Unterhalb der Spitze zog Lucien Lazarides an und erreichte den Gipfel als Erster. Nach einer halsbrecherischen Abfahrt schlossen die Anderen, unter ihnen auch Bobet und Koblet, zu ihm auf. Der Bretone riss fünf Kilometer vor dem Ziel aus und sicherte sich so den Etappensieg.
Auf der 20. Etappe von Gap nach Briançon sah man einen fast entfesselt fahrenden Fausto Coppi. Bereits nach 46 Kilometern ging er los und legte eine grandiose Solofahrt hin, die ihn über dreieinhalb Minuten vor dem Zweiten ins Ziel kommen ließ.
Koblet aber war der verdiente Sieger der Tour de France 1951 und wurde gebührend in Paris empfangen.
Donnerstag, 6. Oktober 2011
Ein Fest für Radsportfans: Das Süpercross in Baden
Mittlerweile ist es zwar schon fast zwei Wochen her, dass das Süpercross am 25.9. in Baden/Aargau seine Premiere feierte, dennoch ist es auch jetzt noch voll erwähnenswert!
Liebe Organisatoren, das war wirklich ein Fest für Radsportfans. Und wer vorher kein Radquer-Enthusiast war, der ist es spätestens jetzt. Ein frisches, buntes und einprägsames Logo sah man einige Wochen vor dem Event überall: Auf Flugzetteln, an Häuserwänden, Internetportalen und in der Zeitung. Auch das Programm überzeugte und ließ keinen Zweifel daran, dass mit diesem Radevent frischer Wind in die Schweizer Radquer-Szene gebracht werden sollte. Das OK-Team um Christian Rocha, seit einigen Tagen frischer Nationalcoach des Schweizer Frauenstraßenteams, traf sich selber häufig an der Baldegg „um ein bisschen zu crossen.“. Irgendwann entstand die Idee, ein neues Radquerrennen ins Leben zu rufen. Über ein Jahr harte Arbeit lag am 25.9 hinter ihnen. Süpercross wurde von der belgischen Radserie „Superprestige“ abgeleitet. Irgendwann, so der große Traum der Organisatoren, wollen sie in der Schweiz eine ähnliche Serie etablieren. Den Grundstein haben sie mit ihrer Veranstaltung gelegt.
Gestartet wurde morgens um neun bei dichtem Nebel, der kaum einen Blick auf die Strecke zuließ. Die Jedermänner waren jedoch voll motiviert und lieferten sich ein tolles Rennen. Erster Sieger war Kaspar Frei vor Willy Hofer und Martin Weiss. Danach starteten die Frauen und mit Ihnen auch die Schweizer Meisterin Jasmin Achermann und der Deutsche Crossstar Hanka Kupfernagel. Letztere hatte ihr Kommen erst kurz vorher spontan bekannt gegeben. Und sie sollte es nicht bereuen, denn sie heimste auch gleich ihren ersten Radcross-Sieg der Saison ein.
Irgendwann riss der Himmel auf und es strahlte die Sonne. Ein perfekter Spätsommertag zog viele Gäste an und als nachmittags um halb zwei die Kids an den Start gingen war die Stimmung schon unglaublich. Die jüngste war vier Jahre alt und pedalte auf einem Mini-Rad über die Wiese. Oder besser wurde dann und wann von Papa geschoben. Die Kids hatten viel Spaß und das war ja die Hauptsache. Die Organisatoren waren von dem Andrang am Kidscross überwältigt und mussten auch kurzer Hand Startblöcke bilden.
Danach folgte dann der Höhepunkt eines perfekten Radcross-Tages. Die Elite ging an den Start und unter ihnen waren auch Weltmeister Zdenek Stybar, der französische Meister Francis Mourauy und der italienische Meister. Einen Galaauftritt legte der Schweizer Lukas Flückinger hin und wurde am Ende mit dem Dritten Platz nach Stybar und Mouray belohnt. Nach dem rennen wurde auf der Großbildleinwand die Straßen-WM aus Kopenhagen übertragen. Und man konnte bei schönstem Sonneschein noch das leckere Catering genießen. Für An- und Abreise war auf die Baldegg auch bestens gesorgt. Ein Shuttlebus brachte die Zuschauer vom Bahnhof in Baden im 15-Minuten-Takt hinauf.
Danke liebes OK-Team. Das war wirklich ein Fest für Radsportfans. Und die, die es vorher nicht waren sind es ganz sicher jetzt!
Sonntag, 25. September 2011
Radquer, Cyclocross, Radcross oder Querfeldein?
Wer im Winter auf Radsportentzug ist, der sollte unbedingt mal ein Radcross-Rennen besuchen. Oder ein Querfeldein-, ein Radquer- oder auch ein Cyclocross-Rennen. Es ist alles die selbe Sportart…
In den letzten Jahren hat Radsross an Bedeutung gewonnen, dem Sport ist es aber noch lange nicht gerecht. Es ist einfach grandios zum Zuschauen, wenn sich die Sportler bei eisigen Temperaturen, im Schneematsch oder Dauerregen total einsauen und im tiefen Matsch um den Sieg kämpfen.
Die Geschichte des Radcross-Sports begann Ende des 19. Jh. in Frankreich. Daniel Gousseaux, französischer Soldat, fuhr jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Im Winter über Stock und Stein, unbefestigte Straßen und über Felder. Später war er Generalsekretär der französischen Radsportunion. Vor allem in der Schweiz sieht man heute häufig Militär-Rennen vor den eigentlichen Wettkämpfen. Hierbei fahren zumeist Männer in Tarnanzügen auf nostalgischen Ein-Gang-Rädern über den Parcours. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die für die Zuschauer jedes Mal schön anzusehen ist…
Erste nationale Meisterschaften gab es in Frankreich bereits 1902. Acht Jahre später wurde auch in Belgiern der Radcross-Champion gekürt und die Schweiz folgte 1912.
1924 wurde dann das erste internationale Rennen in einem Wald bei Paris ausgetragen. „Le Critérium International de Cross Country Cyclo Pédestre“ war bis 1949 fester Bestandteil im Wettkampfkalender. Abgelöst wurde das Rennen von der Weltmeisterschaft, die seit 1950 ausgetragen wird. Erster Sieger war der auch vom Straßenradsport bekannte Bretone Jean Robic. Er war zudem der erste Tour-de-France-Sieger nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Belger Erik de Vlaeminck ist mit sieben Titeln Rekordweltmeister. Rolf Wolfshohl, Renato Longo und Erwin Vervecken sind weitere erfolgreiche Crosser. In der Schweiz ist vor allem der 5-malige Cross-Weltmeister Albert Zweifel bekannt. Seinetwegen wurde die Schweiz in den 1970er Jahren das Mekka der Cyclocrosser. Im Sommer widmete sich Zweifel dem Straßenradsport und ist bis heute mit 16 Teilnahmen der Rekordteilnehmer der Tour de Suisse.
Aus deutscher Sicht sind aktuell Hanka Kupfernagel und Phillip Walsleben echte Crosshelden.
Das Rad im Cyclocross unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von einem gewöhnlichen Rennrad. Bei näherer Betrachtung sieht man den Unterschied der Reifen, die breiter sind als beim Rennrad und über gutes Profil verfügen. Zudem hat ein Crossrad auch Bremsen am Oberlenker, sowie manchmal Schutzbleche. Die Firmen Alan und Vitus waren bis in die 1990er Jahre die einzigen, die Crossräder in größerer Stückzahl herstellten. Mittlerweile bieten alle namhaften Radhersteller Crossräder in unterschiedlicher Ausstattung an.
Wer Lust hat, ein Crossrennen zu besuchen, findet auf www.Radquer.ch und www.cyclocross.de alle Termine für die Schweiz und Deutschland.
In den letzten Jahren hat Radsross an Bedeutung gewonnen, dem Sport ist es aber noch lange nicht gerecht. Es ist einfach grandios zum Zuschauen, wenn sich die Sportler bei eisigen Temperaturen, im Schneematsch oder Dauerregen total einsauen und im tiefen Matsch um den Sieg kämpfen.
Die Geschichte des Radcross-Sports begann Ende des 19. Jh. in Frankreich. Daniel Gousseaux, französischer Soldat, fuhr jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Im Winter über Stock und Stein, unbefestigte Straßen und über Felder. Später war er Generalsekretär der französischen Radsportunion. Vor allem in der Schweiz sieht man heute häufig Militär-Rennen vor den eigentlichen Wettkämpfen. Hierbei fahren zumeist Männer in Tarnanzügen auf nostalgischen Ein-Gang-Rädern über den Parcours. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die für die Zuschauer jedes Mal schön anzusehen ist…
Erste nationale Meisterschaften gab es in Frankreich bereits 1902. Acht Jahre später wurde auch in Belgiern der Radcross-Champion gekürt und die Schweiz folgte 1912.
1924 wurde dann das erste internationale Rennen in einem Wald bei Paris ausgetragen. „Le Critérium International de Cross Country Cyclo Pédestre“ war bis 1949 fester Bestandteil im Wettkampfkalender. Abgelöst wurde das Rennen von der Weltmeisterschaft, die seit 1950 ausgetragen wird. Erster Sieger war der auch vom Straßenradsport bekannte Bretone Jean Robic. Er war zudem der erste Tour-de-France-Sieger nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Belger Erik de Vlaeminck ist mit sieben Titeln Rekordweltmeister. Rolf Wolfshohl, Renato Longo und Erwin Vervecken sind weitere erfolgreiche Crosser. In der Schweiz ist vor allem der 5-malige Cross-Weltmeister Albert Zweifel bekannt. Seinetwegen wurde die Schweiz in den 1970er Jahren das Mekka der Cyclocrosser. Im Sommer widmete sich Zweifel dem Straßenradsport und ist bis heute mit 16 Teilnahmen der Rekordteilnehmer der Tour de Suisse.
Aus deutscher Sicht sind aktuell Hanka Kupfernagel und Phillip Walsleben echte Crosshelden.
Das Rad im Cyclocross unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von einem gewöhnlichen Rennrad. Bei näherer Betrachtung sieht man den Unterschied der Reifen, die breiter sind als beim Rennrad und über gutes Profil verfügen. Zudem hat ein Crossrad auch Bremsen am Oberlenker, sowie manchmal Schutzbleche. Die Firmen Alan und Vitus waren bis in die 1990er Jahre die einzigen, die Crossräder in größerer Stückzahl herstellten. Mittlerweile bieten alle namhaften Radhersteller Crossräder in unterschiedlicher Ausstattung an.
Wer Lust hat, ein Crossrennen zu besuchen, findet auf www.Radquer.ch und www.cyclocross.de alle Termine für die Schweiz und Deutschland.
Mittwoch, 27. Juli 2011
Montag, 25. Juli 2011
Tour-Fazit
Nun ist sie also wieder vorbei, die Tour de France. Und was bleibt in diesem Jahr hängen? Sie war spannend, sie war verregnet und sie war von Stürzen gezeichnet. Am Ende steht auf dem Siegertreppchen der Australier Cadel Evans, dem man vorher irgendwie nie so recht den Toursieg zugetraut hat. So wohl auch die beiden Luxemburger Fränck und Andy Schleck, die sich zu sehr auf den Spanier Alberto Contador konzentriert hatten. Cadel Evans steht zu Recht auf dem Siegerpodest. Er und sein BMC-Team sind ein tolles Rennen gefahren, sie haben die Spannung auch in der letzten Woche aufrecht gehalten. Hinzu kam Thommy Voeckler, dessen Kampfgeist einmal mehr sichtbar wurde und ihn in Frankreich zur Legende hat werden lassen. Ebenso Jérémy Roy, der sich unzählige Male in Ausreißergruppen präsentierte und am Ende zum kämpferischsten Fahrer der Tour gekrönt wurde. Andy Schleck’s Husarenritt am Galibier hat alle Radsportfans verzückt und mit Andreas Klöden oder Alexandre Vinokourov haben alle gelitten. Zwei deutsche Etappensiege durch Tony Martin und André Greipel waren aus nationaler Sicht die Höhepunkte, obwohl alle deutschen Fahrer ihre Arbeit hervorragend gemeistert haben. Für Sebastian Lang war es die letzte Tour und ihn begleitete auf jedem Meter auch ein bisschen Wehmut. Jens Voigt sagte vor dem Start in der Vendée, dass es seine letzte Teilnahme sein wird. Aber jetzt, drei Wochen und etliche Schweißtropfen später hat er seinen Vertrag beim Luxemburger Team Leopard-Trek verlängert und wird auch im nächsten Jahr an der Seite der Schleck-Brüder an der Großen Schleife am Start sein.
Die Straßen entlang der Tour de France waren gesäumt von Millionen Zuschauer. Mir kam es vor, als wenn ich noch nie eine so gut besuchte Tour de France begleitet habe. Die Euphorie in der Bretagne, volle Straßen im Zentralmassiv, überfüllte Gipfel in den Pyrenäen und Urlaubsfeeling Richtung Mittelmeer. Was dann aber an Zuschauern in den Alpen zusammenkam übertraf alle Erwartungen der Veranstalter. Die Gendarmerie, die für die Organisation vor Ort zuständig sind waren arg überfordert mit den Automassen, die sich ihnen entgegen stellten. Ein Wunder das dennoch jeder Besucher einen Parkplatz in den Alpen ergattern konnte. Dabei sah es kurzzeitig sogar so aus, als wenn man das Geburtstagskind, den Col du Galibier gar nicht befahren konnte. Es herrschten Minusgrade und Neuschnee war gefallen. Pünktlich zur Etappe kam aber doch die Sonne raus und bescherte allen eine tolle Geburtstagsparty.
Der Wettergott meinte es in diesem Jahr nicht gut mit dem Tourtross. Regen in der Bretagne, Regen im Zentralmassiv, Regen in den Pyrenäen und Regen in den Alpen. Umso bewundernswerter ist der Zuschauerzuspruch zu sehen. Die Fans haben tagelang im Schnee gecampt, Zelte standen unter Wasser, aber auch dieses konnte die Begeisterung nicht mindern, im Gegenteil.
Und wie sieht es an der Dopingfront aus? Experten, Kritiker und Fans sind sich einig darüber, dass wir eines der saubersten Rennen der Gegenwart gesehen haben. Es gab unzählige Kontrollen, wobei sich die Kontrolleure häufig sehr unpassende Gelegenheiten ausgesucht haben. Die ohnehin schon „gläsernen Sportler“ standen wie immer rund um die Uhr für Kontrollen zur Verfügung. Andy Schleck wurde sogar mal innerhalb zwei Stunden doppelt getestet. Der sonst eher scheu wirkende Luxemburger twitterte danach, dass man sich doch in Zukunft bitte besser absprechen sollte, denn er musste mit seinem Urinbecher in einem Restaurant an den anderen Gästen vorbei, was er als „unappetitlich“ ansah. Andere Fahrer wurden früh morgens um sechs geweckt, obwohl gerade bei dieser Rundfahrt die Regeneration und Schlaf enorm wichtig sind. Berichtet wird nur, wenn etwas gefunden wurde, aber nicht, was die Fahrer eigentlich auf sich nehmen müssen im Kampf gegen Doping. In keiner anderen Sportart sind die Sportler so gläsernd, wie im Radsport, was Hoffnung gibt, dass die Gesamtwertung auch so wie sie ist in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Die Straßen entlang der Tour de France waren gesäumt von Millionen Zuschauer. Mir kam es vor, als wenn ich noch nie eine so gut besuchte Tour de France begleitet habe. Die Euphorie in der Bretagne, volle Straßen im Zentralmassiv, überfüllte Gipfel in den Pyrenäen und Urlaubsfeeling Richtung Mittelmeer. Was dann aber an Zuschauern in den Alpen zusammenkam übertraf alle Erwartungen der Veranstalter. Die Gendarmerie, die für die Organisation vor Ort zuständig sind waren arg überfordert mit den Automassen, die sich ihnen entgegen stellten. Ein Wunder das dennoch jeder Besucher einen Parkplatz in den Alpen ergattern konnte. Dabei sah es kurzzeitig sogar so aus, als wenn man das Geburtstagskind, den Col du Galibier gar nicht befahren konnte. Es herrschten Minusgrade und Neuschnee war gefallen. Pünktlich zur Etappe kam aber doch die Sonne raus und bescherte allen eine tolle Geburtstagsparty.
Der Wettergott meinte es in diesem Jahr nicht gut mit dem Tourtross. Regen in der Bretagne, Regen im Zentralmassiv, Regen in den Pyrenäen und Regen in den Alpen. Umso bewundernswerter ist der Zuschauerzuspruch zu sehen. Die Fans haben tagelang im Schnee gecampt, Zelte standen unter Wasser, aber auch dieses konnte die Begeisterung nicht mindern, im Gegenteil.
Und wie sieht es an der Dopingfront aus? Experten, Kritiker und Fans sind sich einig darüber, dass wir eines der saubersten Rennen der Gegenwart gesehen haben. Es gab unzählige Kontrollen, wobei sich die Kontrolleure häufig sehr unpassende Gelegenheiten ausgesucht haben. Die ohnehin schon „gläsernen Sportler“ standen wie immer rund um die Uhr für Kontrollen zur Verfügung. Andy Schleck wurde sogar mal innerhalb zwei Stunden doppelt getestet. Der sonst eher scheu wirkende Luxemburger twitterte danach, dass man sich doch in Zukunft bitte besser absprechen sollte, denn er musste mit seinem Urinbecher in einem Restaurant an den anderen Gästen vorbei, was er als „unappetitlich“ ansah. Andere Fahrer wurden früh morgens um sechs geweckt, obwohl gerade bei dieser Rundfahrt die Regeneration und Schlaf enorm wichtig sind. Berichtet wird nur, wenn etwas gefunden wurde, aber nicht, was die Fahrer eigentlich auf sich nehmen müssen im Kampf gegen Doping. In keiner anderen Sportart sind die Sportler so gläsernd, wie im Radsport, was Hoffnung gibt, dass die Gesamtwertung auch so wie sie ist in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Freitag, 22. Juli 2011
Aufbau der Medientrucks
Normalerweise schläft die ganze Stadt um vier Uhr früh noch. Aber nicht heute, denn an diesem Morgen schallen Motorengeräusche durch die engen Gassen der Altstadt. Die Tour de France ist zu Besuch.
Mitten in der Nacht reisen die Trucks an. Übertragungswagen aller großen Fernsehsender Europas, kleine Transporter und auch die roten LKWs der „Norbert Dentressangle“-Spedition. Lautstark. Alle müssen es hören. Geparkt wird dort, wo am nächsten Nachmittag der Zieleinlauf sein wird. Motor aus, und noch schnell ein paar Stunden Schlaf, bevor es mit dem Aufbau gegen halb fünf Uhr morgens losgeht.
Monsieur Pagès ist der Erste, den man zu Nacht schlafender Zeit auf der Straße trifft. Er ist der Cheforganisator der „Zone Technique“ und damit verantwortlich dafür, dass im Laufe des Vormittags alles funktioniert. Er ist es auch, der sich die Städte im Vorfeld mit anschaut uns auswählt. Schließlich muss die technische Zone genau platziert werden.
Alles ist ausgemessen. Alles ist organisiert.
Eher gemütlich geht es in den frühen Morgenstunden los. Aus den Schlafkabinen der LKWs kriechen müde die ersten Fahrer. Sie sind gleichzeitig auch Logistiker und eigentlich Mädchen für alles. Sie parken ein, bauen auf, kochen Kaffee, machen sauber.
Die großen Trucks werden angeschmissen, und innerhalb kurzer Zeit herrscht ein Höllenlärm in der verschlafenen Stadt. Als unbedarfter Zuschauer ist dies der Zeitpunkt, an dem man sich besser einen Platz außerhalb sucht und von dort aus still beobachtet. Die Gefahr, irgendwo unter die Räder zu kommen scheint riesengroß. So wuselig und unübersichtlich es auch ist, beim genauen Hinsehen erkennt man, dass alles aufeinander abgestimmt ist. Jeder Zentimeter ist vergeben und jeder Handgriff sitzt. Es ist ein eingespieltes Team, das hier die tonnenschwere LKWs rangiert und einweist.
Starke Nerven braucht es dennoch. So muss der Fahrer, der die Einzelteile des Zieleinlaufs auf seiner Ladefläche befördert, seinen Truck rund 20 Mal hin und her rangieren. Millimeter um Millimeter kämpft er sich an die perfekte Stellung heran. Er ist die Ruhe selber. Hat einen dampfenden Becher Kaffee neben seinem Cockpit stehen und einen frischen Buttercroissant zwischen den Zähnen. Nach einer guten Stunde macht er seinen Motor aus. Er hat seinen LKW perfekt platziert. Schnell abgeladen, und weg ist er wieder. Wenig später erscheinen einige Arbeiter mit kleinen Gabelstaplern und fahren die abgeladenen Teile kreuz und quer zusammen. Sofort sitzt wieder jeder Handgriff, als das „Arrivée“ zusammengebaut wird. Aus einem Truck werden Reporterkabinen, aus einem anderen die VIP-Tribüne.
Während an allen Seiten gleichzeitig gewerkelt wird, läuft Pagès mit Papier und Stift sowie mit einem Funkgerät im Dauereinsatz durch das scheinbare Chaos. Wilde Gesten hier, laute Worte dort, ein Schulterklopfen auf dem Weg und im nächsten Moment sieht man ihn auf seiner Vespa durch die andere Seite der „Zone technique“ fahren.
Gegen neun Uhr ertönt ein lauter Gong. Das Zeichen zum Gruppenmeeting am Zielstrich. Das Ritual findet jeden Morgen statt, in jedem Zielort. Fahrer und Logistiker treffen sich, und der Chef erläutert, was besonders gut gelaufen ist, oder auch was nicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass jemand namentlich besonders hervorgehoben wird. Positiv wie negativ. Laut, wie leise. Hier sind alle per Du.
Danach gibt es Frühstück für alle Beteiligten. Jeder Zielort muss dies zur Verfügung stellen und häufig ist auch noch ein kleines Präsent dabei. Fast immer eine regionale Spezialität – an diesem Morgen eine Flasche Wein und dazu kleine Kuchen für jeden.
Nach dem Meeting werden die scheinbaren Kleinigkeiten erledigt. Unzählige Meter Kabel werden entrollt, hier eingestöpselt und dort eingestöpselt, Fahnen gehisst, Stühle aufgestellt und sauber gemacht.
Wenn für die Aufnahmeleiter, Reporter und Redakteure der Arbeitstag beginnt, endet er für die Fahrer der Trucks. Sie begeben sich in die gebuchten Hotels, um zumindest ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Gleich nach dem Zieleinlauf beginnt für sie nämlich wieder die Arbeit: Alles abbauen und in den nächsten Zielort fahren.
Mitten in der Nacht reisen die Trucks an. Übertragungswagen aller großen Fernsehsender Europas, kleine Transporter und auch die roten LKWs der „Norbert Dentressangle“-Spedition. Lautstark. Alle müssen es hören. Geparkt wird dort, wo am nächsten Nachmittag der Zieleinlauf sein wird. Motor aus, und noch schnell ein paar Stunden Schlaf, bevor es mit dem Aufbau gegen halb fünf Uhr morgens losgeht.
Monsieur Pagès ist der Erste, den man zu Nacht schlafender Zeit auf der Straße trifft. Er ist der Cheforganisator der „Zone Technique“ und damit verantwortlich dafür, dass im Laufe des Vormittags alles funktioniert. Er ist es auch, der sich die Städte im Vorfeld mit anschaut uns auswählt. Schließlich muss die technische Zone genau platziert werden.
Alles ist ausgemessen. Alles ist organisiert.
Eher gemütlich geht es in den frühen Morgenstunden los. Aus den Schlafkabinen der LKWs kriechen müde die ersten Fahrer. Sie sind gleichzeitig auch Logistiker und eigentlich Mädchen für alles. Sie parken ein, bauen auf, kochen Kaffee, machen sauber.
Die großen Trucks werden angeschmissen, und innerhalb kurzer Zeit herrscht ein Höllenlärm in der verschlafenen Stadt. Als unbedarfter Zuschauer ist dies der Zeitpunkt, an dem man sich besser einen Platz außerhalb sucht und von dort aus still beobachtet. Die Gefahr, irgendwo unter die Räder zu kommen scheint riesengroß. So wuselig und unübersichtlich es auch ist, beim genauen Hinsehen erkennt man, dass alles aufeinander abgestimmt ist. Jeder Zentimeter ist vergeben und jeder Handgriff sitzt. Es ist ein eingespieltes Team, das hier die tonnenschwere LKWs rangiert und einweist.
Starke Nerven braucht es dennoch. So muss der Fahrer, der die Einzelteile des Zieleinlaufs auf seiner Ladefläche befördert, seinen Truck rund 20 Mal hin und her rangieren. Millimeter um Millimeter kämpft er sich an die perfekte Stellung heran. Er ist die Ruhe selber. Hat einen dampfenden Becher Kaffee neben seinem Cockpit stehen und einen frischen Buttercroissant zwischen den Zähnen. Nach einer guten Stunde macht er seinen Motor aus. Er hat seinen LKW perfekt platziert. Schnell abgeladen, und weg ist er wieder. Wenig später erscheinen einige Arbeiter mit kleinen Gabelstaplern und fahren die abgeladenen Teile kreuz und quer zusammen. Sofort sitzt wieder jeder Handgriff, als das „Arrivée“ zusammengebaut wird. Aus einem Truck werden Reporterkabinen, aus einem anderen die VIP-Tribüne.
Während an allen Seiten gleichzeitig gewerkelt wird, läuft Pagès mit Papier und Stift sowie mit einem Funkgerät im Dauereinsatz durch das scheinbare Chaos. Wilde Gesten hier, laute Worte dort, ein Schulterklopfen auf dem Weg und im nächsten Moment sieht man ihn auf seiner Vespa durch die andere Seite der „Zone technique“ fahren.
Gegen neun Uhr ertönt ein lauter Gong. Das Zeichen zum Gruppenmeeting am Zielstrich. Das Ritual findet jeden Morgen statt, in jedem Zielort. Fahrer und Logistiker treffen sich, und der Chef erläutert, was besonders gut gelaufen ist, oder auch was nicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass jemand namentlich besonders hervorgehoben wird. Positiv wie negativ. Laut, wie leise. Hier sind alle per Du.
Danach gibt es Frühstück für alle Beteiligten. Jeder Zielort muss dies zur Verfügung stellen und häufig ist auch noch ein kleines Präsent dabei. Fast immer eine regionale Spezialität – an diesem Morgen eine Flasche Wein und dazu kleine Kuchen für jeden.
Nach dem Meeting werden die scheinbaren Kleinigkeiten erledigt. Unzählige Meter Kabel werden entrollt, hier eingestöpselt und dort eingestöpselt, Fahnen gehisst, Stühle aufgestellt und sauber gemacht.
Wenn für die Aufnahmeleiter, Reporter und Redakteure der Arbeitstag beginnt, endet er für die Fahrer der Trucks. Sie begeben sich in die gebuchten Hotels, um zumindest ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Gleich nach dem Zieleinlauf beginnt für sie nämlich wieder die Arbeit: Alles abbauen und in den nächsten Zielort fahren.
Freitag, 15. Juli 2011
Lieferservice am Berg
Obwohl Marie Blandin bereits 76 Jahre alt ist, fährt sie in jedem Jahr mit ihrem Auto hinauf auf die Pyrenäengipfel, um die Tour-de-France-Fans mit Wasser, Baguette und Kaffee zu versorgen. Von vielen Wartenden wird sie dort oben schon sehnsüchtig erwartet.
Marie Blandie ist eine rüstige ältere Dame aus dem Departement Haute-Pyreneés. Seit 1910 durchquert die Tour de France jährlich ihre Region. Die Große Schleife gehört hier zum Sommer wie die Sonne und die Urlauber.
Marie Blandies Heimatort ist Campan. Ein unscheinbares Örtchen vor den Toren von Bagnères-de Bigorre, das von den meisten Radreisenden nur als Durchreiseort wahrgenommen wird. Kein Wunder, warten doch einige Kilometer höher die Berggiganten Tourmalet, Aspin und Peyresourde. Und auch das nahegelegene Sainte-Marie-de-Campan wird von den Radsportenthusiasten gerne besucht. 1913 schrieb Eugène Christophe dort Tourgeschichte, als er aus Richtung Tourmalet kommend eine weite Strecke zu Fuß bewältigen musste, weil ihm die Vordergabel seines Rades gebrochen war. Erst in Sainte-Marie-de-Campan konnte er sein Gefährt eigenhändig reparieren und weiterfahren.
Marie Blandin ist mit der Tour de France aufgewachsen. „Ich liebe die Stimmung“, verrät sie und bekennt: „Am Tag, bevor die Tour kommt, ist es eigentlich am Schönsten. Da ist alles noch so entspannt.“
Seit über vierzig Jahren hat es sich Marie Blandin zur Aufgabe gemacht, die Tour-de-France-Fans mit Speis und Trank zu versorgen. Es begann, als sich ihre drei Buben aus dem elterlichen Haus verabschieden und eigene Wege gingen. „Da kam mir die Idee, doch einfach mal auf die Gipfel zu fahren und zu gucken, ob da nicht irgendjemand irgendetwas braucht".
„Seitdem mache ich das in jedem Jahr“, erzählt sie. Und so auch heute. Gegen sechs Uhr in der Früh steht sie auf. Dann geht es zum Bäcker, um die bestellten 30 Baguettes abzuholen. Zeitungen holen, Kaffee kochen. Ihren typisch französischen Kastenwagen hat sie schon am Vortag gepackt, so dass sie sich rasch auf den Weg machen kann.
Heute führt der Weg über den Col d‘Aspin, doch das Wetter ist schlecht. Keine 50 Meter kann sie gucken. Dazu Regen, der schon die ganze Nacht über niedergeprasselt ist. Hupend quält sich Marie die enge Straße hinauf. Hier und da klettern Menschen aus ihren Wohnmobilen und winken der alten Dame zu. Ein Euro und dreißig Cent für ein Baguette, ein Euro fünfzig für einen Becher Kaffee. Vor allem der wärmende Kaffee ist an diesem Morgen schnell ausverkauft. „Wenn es warm ist, dann kaufen alle nur Wasser, und ich muss meinen Kaffee wieder mit nach Hause nehmen“.
Früher ist sie noch mehrmals am Tag hinauf gefahren. Doch heute decken sich die meisten Besucher selber ein, und sie fährt nur einmal hinauf. „Es geht ja vor allem darum, dass man was vor hat“, strahlt sie. „Ich freue mich jedes Jahr darauf.“
Einige der Besucher sieht sie fast jedes Jahr. Aber sie kann sich schlecht Gesichter merken. „Ich erkenne sie nur am Auto oder den Fahnen“. Und sie ärgert sich, dass sie keine andere Sprache spricht. „Dann würde ich mich sicherlich auch mehr mit den Menschen unterhalten können.“
Solange es geht, will Marie auch weiterhin die Pyrenäengipfel erklimmen, um die hungrigen Mäuler der wartenden Fans zu stopfen.
Sie selber schaut sich die Tour de France lieber gemütlich vor ihrer Haustür an. Oder im Fernsehen, falls der Tross nicht den Weg durch Campan findet.
Mittwoch, 13. Juli 2011
Campen am Berg
Um die Helden in den Bergen aus der ersten Reihe zu sehen kommen viele Tourfans schon Tage vorher und schlagen ihr Zelt auf.
Laurent und seine beiden Freunde sind schon vor drei Tagen angereist. Abends kurz bevor die Dunkelheit hereinbrach hatte sie ein freundlicher Polizist auf den provisorischen Campingplatz gewunken. „Wir machen das in jedem Jahr“ lacht Laurent „das gehört für uns zum Sommer dazu“.
Natürlich ist es kein regulärer Campingplatz. Es ist eine Wiese, die man irgendwie befahren kann, und es zur Touretappe toleriert wird, wenn man sich ein wenig niederlässt. Es gibt selten fließend Wasser, keine Toiletten, kein Strom dafür aber einen netten Platz in Schieflage.
Für ein Unternehmen wie dieses muss man schon relativ gut vorbereitet sein und vor allem muss man auf jeglichen Komfort verzichten können.
Laurent hat sein Auto neben den Basken geparkt. „Da ist heute Abend sicherlich gute Stimmung“ verrät er. Gleich gegenüber haben sich die Norweger eingerichtet, die am Tourtag gleich eine ganze Bergkurve besetzen wollen, wie Laurent schon in Erfahrung gebracht hat.
Sprachprobleme gibt es keine. Es regiert ein Kauderwelsch verschiedener Sprachen, und wer gar nicht weiter weiß, der nimmt Hände und Füße zur Hilfe. Hier wird sich ohne große Worte verstanden.
An dieser Stelle sucht man nicht lange für einen geeigneten Platz für sein Zelt, den bekommt man sowieso nicht. Man stellt sich hin, wo Platz ist, auch wenn man bei der extremen Schieflage kein Auge zubekommt. Auf dem Berg muss man auf alles vorbereitet sein. „Das Wetter kann sich hier schnell ändern“ erzählt Laurent „ich hab immer meine dicke Decke dabei“. Und da es auf über 2000 Metern auch Nachts noch gerne feucht wird, kriecht die Kälte bis in die Zehenspitzen.
Zu gerne wird dann ein Feuer gemacht, an dem sich jeder niederlassen kann. Kommen jedoch die Gendarmen nachts auf ihrer Patrouille vorbei, dann gibt es Ärger, denn offenes Feuer ist grundsätzlich verboten. Laurent hat einen Einweggrill dabei,„Da wird einem auch warm“ teilt er gerne seine Erfahrung mit.
Abends wird es dennoch grundsätzlich gemütlich, ob es warm oder kalt ist, trocken oder nass. Musik hallt aus zahlreichen Autos und überall kann man sich dazu gesellen. Kein Trinkgelage, sondern die Atmosphäre gleicht einem großen europäischen Volksfest. Das Thema, dass die Gespräche dominiert ist klar: Die Favoriten der Tour, Ereignisse vergangener Touren und eigene Erlebnisse bei der Tour. Das Repertoire scheint unendlich.
Richtig ruhig wird es meistens nur im Morgengrauen, wenn die letzten im Bett sind. Die ersten werden bald aufstehen, geweckt von den ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Einige pfiffige Einheimische haben die Marktlücke der Campingwiese erkannt und verkaufen aus ihren PKWs heraus mehrmals am Tag Getränke und Baguette. Der Service wird dankend angenommen. Und in diesem Jahr hat sogar jemand einen Grill aufgebaut und verkauft am Tourtag Bratwürste.
Am Abend vor der Tour ist es obligatorisch, den Berg hinauf zu wandern und sich einen Überblick zu verschaffen. Denn wenn man am Berg gecampt hat, dann geht man am Tourtag früh morgens los und setzt sich an die Strecke. Man möchte man alles mitbekommen, was sich tut.
Ist das Peloton vorbeigezogen, die Pressefahrzeuge wieder hinunter gefahren, dann beginnt ein letzter Abend auf der Wiese. Viele bleiben noch eine Nacht und ruhen sich von dem anstrengenden Tag aus. Immerhin gibt es gerade heute viel auszutauschen. Auch Laurent und seine Freunde bleiben noch. Sie kommen aus der Nähe von Bayonne und werden erst am nächsten Tag den Heimweg antreten. „Natürlich verfolge ich die Tour weiter. Aber zu Hause“ sagt er und scheint darüber nicht traurig zu sein. Denn Camping am Berg ist anstrengend – ein Abenteuerurlaub der anderen Art.
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