Mittwoch, 26. Oktober 2011
Tour du Faso - Das längste Etappenrennen in Afrika
LOGO von BERT ODENTHAL
Seit dem 21. Oktober findet in Burkina das größte Radrennen Afrikas statt. In zehn Etappen geht es bei Hitze und Staub durchs Land bis die Fahrer am 30.10. in der Hauptstadt Ouagadoudou das Ziel erreichen werden. Erstmals seit 15 Jahren ist auch wieder ein deutsches Team am Start. Knapp 1.280 Kilometer müssen die Rennfahrer bei Temperaturen um 30 Grad hinter sich bringen. Hinzu kommt, dass es manchmal keinen Strom oder Wasser gibt. Malte Wulfinghoff vom „departement of tomorrow“ war dabei der Ideengeber für ein deutsches Team. Das „departement of tomorrow“ hat seinen Sitz in Münster und bündelt gesellschaftspolitische und unternehmerische Ansprüche nach ganzheitlicher und nachhaltiger Entwicklung. Zudem begleitet es Projekte über die strategische Konzipierung hinaus bis zur Umsetzung. Es übernahm in Burkina Faso auch die Leitung und Koordination des deutschen Teams.
Die Tour du Faso findet seit 1987 in jedem Jahr statt. 1955 wurde in Burkina Faso das erste Mal ein Radrennen ausgetragen. Wachsende Radsportbegeisterung und die Professionalisierung der Radrennen resultierte daraus, das sich der Radsportverband und das Sportministerium 1987 entschlossen ein Etappenrennen ins Leben zu rufen. 16 nationale Teams aus Afrika und Europa nehmen an der Tour du Faso teil. Die Begeisterung in Burkina Faso ist groß und die Streckenführung schlau. Die Etappen werden kreuz und quer durchs Land führen, so dass möglichst viele Einwohner Teil des Rennens werden können. Sie begrüßen die Fahrer lautstark am Wegesrand.
Die deutsche Mannschaft setzt sich aus sechs motivierten Fahrern zusammen, die über eine große Grenzerfahrung bei Radrennen verfügen. Als Radsport-Globetrotter haben sie schon an mehreren „exotischen“ Rennen in Afrika, Asien, und Mittelamerika teilgenommen: Kamerun, Pakistan, Costa Rica, Guadeloupe, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Afrika ist jedoch Neuland für sie und neben der sportlichen Herausforderung wird das rennen auch eine neue kulturelle Erfahrung bringen.
Karsten Keunecke ist der sportliche Leiter im Team. Weiter sind Heinrich Berger, Benjamin Höber, Malte Wulfinghoff, Dominik Schmengler und Niko Ritter dabei. Auf die Gesamtwertung schaut keiner der Mitstreiter, dafür ist die Konkurrenz aus Frankreich, den Niederlanden und West- wie Ostafrika zu groß. Das Team verfolgt auch eine andere Mission.
Es wird sich in zwei Entwicklungsprojekte in Burkina Faso engagieren. Wobei vor allem die Gründung einer Radsportschule großes Interesse verbreitet. Die Realisierung wird wiederum vom „departement of tomorrow“ unternommen, die sich in Kooperation mit dem burkinischen Radsportverbandes sowie deutschen Firmen und Institutionen im Rahmen ihrer CSR-Strategie (unternehmerische Sozialverantwortung) engagieren. Eine Radsportschule in Burkina Faso ist ein einzigartiges Projekt, zu dem es weltweit keine Konkurrenz gibt. Die meisten Fahrer kommen aus armen Verhältnissen und verfügen selten über eine Schulbildung. Die Schule wird über ein ganzheitliches und professionelles Betreuungsprogramm verfügen, bei der sowohl gute Trainingsbedingungen als auch eine gute Schulausbildung gewährleistet ist. Darüber hinaus sorgt die Schule dafür, dass die Fahrer nach ihrer sportlichen Karriere einen qualifizierten Beruf ausüben können. Ein vergleichbares Leistungszentrum für Radsport und Bildung ist einzigartig und fördert den Radsport in Burkina Faso.
Durch die Tour du Faso erfährt das Land jährlich im Oktober ein großes Medieninteresse. So auch in diesem Jahr, denn das deutsche Team hat ein Kamerateam der „augenschein Filmproduktion“ dabei. Sie drehen einen 90-minütigen Kinofilm über das Abenteuer der Rundfahrt, der im nächsten Frühjahr in den Filmsälen vorgeführt wird.
Wer mehr Information haben möchte kann sich auf folgenden Internetseiten umschauen.
http://www.department-of-tomorrow.de/
http://06.live-radsport.ch/details_24843/Tagebuch_Heinrich_Berger_Die_ersten_Tage_bei_der_Tour_du_Faso.html
http://www.tourdufaso.bf/
https://www.facebook.com/pages/Tour-du-Faso-deutsches-Team/185982791478335
Dienstag, 25. Oktober 2011
Die TdF 1951: Fest in Schweizer Hand
Entnommen aus der Enzyklopädie Tour de France
Obwohl das Starterfeld zur diesjährigen Tour de France durchaus illustre Namen aufzeigte, so ist für die Franzosen klar: In diesem Jahr wird Louison Bobet das Rennen gewinnen.
Auch die Italiener waren nach ihrem Ausstieg 1950 wieder mit einer Topbesetzung am Start, denn sowohl Fausto Coppi als auch der 37-jährige Gino Bartali sind im Aufgebot. Coppis Bruder Serge war einige Tage zuvor bei der Piemont-Rundfahrt gestürzt und kurz darauf verstorben, deshalb befürchtete man, dass Coppi in seiner Trauer die Tour de France absagen würde. Aber er erschien am Start und wollte die Rundfahrt absolvieren. Vorjahressieger Ferdi Kübler war dagegen nicht dabei.
Gestartet wurde die Tour de France im lothringischen Metz. Die Organisatoren hatten 1926 schon einmal versucht, das Rennen außerhalb von Paris starten zu lassen, was aber bei der Bevölkerung keine große Euphorie auslöste. In diesem Jahr war es anders, denn die Stadt wurde schick herausgeputzt und die Menschen taten alles, um den Tourtross herzlich zu empfangen. Die Hauptstadt Paris wurde erst zur vierten Etappe besucht, da am selben Tag der Festakt zur 2000-Jahr-Feier begann. Und natürlich endete die Tour in der Hauptstadt, daran gab es nach wie vor nichts zu rütteln.
Am 4. Juli fand sich die Tourgarde am Place de la République in Metz zum Start ein, wo um Punkt 12.30 Uhr das Band zerschnitten wurde und das Fahrerfeld auf die Reise ging.
Auf der ersten Etappe übten sich die Fahrer allesamt in Zurückhaltung. Der Schweizer Giovanni Rossi gewann den Sprint in Reims vor Attilio Redolfi und Gilbert Bauvin. Damit übernahm der Schweizer für einen Tag das Gelbe Trikot, bevor es ihm Bim Diederich am nächsten Tag schon wieder abnahm.
Auf der fünften Etappe bummelte ein Großteil der Fahrer vor sich hin. Mit Serafino Biagioni und Angelo Colinelli waren zwei Ausreißer unterwegs, die dem Feld nicht gefährlich genug erschienen, um eine energische Aufholjagd zu starten. Nach 100 Kilometern hatten sich die beiden so schon neuneinhalb Minuten Vorsprung herausgefahren, und bei der nächsten Zwischenmeldung hieß es sogar 15 Minuten! Nun reagierte das Feld und gab Gas. Bis ins Ziel retteten die Ausreißer noch über zehn Minuten Vorsprung, und der Italiener Biagioni wurde Tagessieger. Damit aber nicht genug. Mit dem Husarenritt verbesserte sich Biagioni vom 60. auf den ersten Platz und übernahm das Gelbe Trikot!
Im Zielort Caen empfing der Tourtross ein Willkommen, das alles andere in den Schatten stellte. Während auf einer großen Mauer das Bild des Tourvaters Desgrange prangte, war der Ort selber ein einziger jubelnder und fröhlicher Ameisenhaufen.
Die sechste Etappe wurde im Sprint von Edouard Muller entschieden, derweil sich am Ende des Feldes eine kleine Tragödie abspielte. Giovanni Rossi war mit schweren Knieschmerzen in die Etappe gestartet. Im Laufe des Tages wurde der Schmerz stechender und schlimmer, und Rossi fiel immer weiter zurück, bis nach ihm nur noch der Besenwagen kam. Der Fahrer des Wagens schien ein Herz für den Schweizer zu haben, denn er verringerte sein Tempo, wenn Rossi es tat, und gab wieder Gas, wenn Rossi schneller wurde. Mit letzter Kraft fuhr Rossi in Rennes über die Ziellinie. Er hatte fast 23 Minuten Rückstand auf den Etappensieger und musste wegen Zeitüberschreitung das Rennen beenden…
Auf der nächsten Etappe stand das erste Einzelzeitfahren der diesjährigen Tour auf dem Programm, und man erwartete ein spannendes Duell der Favoriten Bobet und Koblet. Der Schweizer ging als erster der beiden auf die Strecke und hatte im Ziel das Gefühl eine gute Etappe gefahren zu sein. Bobet kam eine Sekunde schneller als Koblet ins Ziel. Koblet wollte sich damit abfinden, dass er die Etappe verloren hat, als er stutzig wurde. Der Spanier Ruiz war sechs Minuten nach ihm gestartet, sollte aber nur einige Sekunden langsamer gewesen sein als er? Koblet ging zu seinem technischen Leiter Burtin und dann zu Tourleiter Goddet. Er erreichte wahrhaftig, dass die Zeiten nochmals überprüft wurde, und siehe da, man hatte sich bei dem Schweizer wirklich um eine Minute verrechnet! Koblet wurde so nachträglich zum Etappensieger ernannt.
Am Start zur achten Etappe hatte Bobet die Nachricht verdaut und beglückwünschte den Schweizer vor dem Start zu seiner guten Leistung beim Zeitfahren. Sieger dieser Etappe wurde André Rosseel, der nach dem Zieleinlauf flachste: „Sind sie auch ganz sicher, dass die Zeit stimmt?“
Die ersten 100 Kilometer der neunten Etappe verliefen ereignislos. Auf dem Moreno-Pass war Géminiani der erste, während Bobet und Robic an den ersten Steigungen des Col de Ceyssat in Angriffslaune waren. Aber das Feld war zu achtsam, als dass sie die beiden losziehen ließen. Während Bobet in Schwierigkeiten geriet und Koblet zwei Reifenpannen überstehen musste, feierte Geminiani einen Etappenerfolg. Sicherlich war es für den Franzosen ein zusätzlichen Anreiz, dass das Ziel in seiner Heimatstadt Clermont-Ferrand lag.
Bereits nach der elften Etappe waren sich alle einig, das Koblet die Tour gewinnen würde. Er fuhr über 140 Kilometer alleine durch die Landschaft, und dem Verfolgerfeld gelang es nicht, den Schweizer einzuholen, oder zumindest den Abstand zu verkürzen. Obwohl auch Bobet, Bartali, Ockers und Coppi sich an der Tempoarbeit beteiligen, schaffen sie es nicht, den Schweizer einzufangen. Dieser demoralisierte sie regelrecht, indem er sogar den Abstand noch vergrößerte und zweieinhalb Minuten vor ihnen ins Ziel kam.
Auf der zwölften Etappe war das Peloton passiv unterwegs. Es fand sich eine Ausreißergruppe zusammen, die mit Wim Van Est auch den Tagessieger stellte.
Am nächsten Tag ging es den Col d‘Aubisque hinauf, wobei sich nach einiger Zeit eine 12-köpfige Spitzengruppe formierte, die am Anstieg des Pyrenäenriesen schon acht Minuten Vorsprung herausgefahren hatte. Wim Van Est, der am Vortag das Gelbe Trikot erobert hatte, jagte auf der Abfahrt der Spitzengruppe nach, als er in einer Kurve nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und rund 40 Meter tief in den Abgrund stürzte. Da es dort sehr steil war, konnte der Holländer nur mit einem Seil geborgen werden. Bloß woher nehmen? Eiligst wurden Fahrradschläuche zusammengebunden und Van Est damit geborgen. Wie durch ein Wunder blieb er aber fast unverletzt, hatte nur einige Schürfwunden. Kaum geborgen, wollte Van Est weiterfahren und nach einer kurzen Untersuchung ließ man ihn auch. Nach wenigen hundert Metern merkte er aber, dass seine Nerven arg angegriffen waren und es besser war, das Rennen aufzugeben.
Am Abend der 14. Etappe machte sich Koblet nach seinem Tagessieg viele Freunde bei den Italienern. Nach der Siegerehrung begab sich der Schweizer zu Gino Bartali, der an diesem Tag seinen 37. Geburtstag feierte, und übergab ihm seinen Siegerblumenstrauß.
Die 16. Etappe hätte beinahe im Fiasko geendet. Nachdem sich um Geminiani/Koblet eine Spitzengruppe gebildet hatte, die mit reichlich Tempo dem Ziel entgegenfuhr, hatten die Nachzügler Glück im Unglück. Durch das hohe Tempo waren nur zehn Prozent der Fahrer vor Kontrollschluss im Ziel. Die Kontrollzeit wurde gottlob erhöht, was auch Fausto Coppi freute, der völlig erschöpft 35 Minuten nach dem Tagessieger ins Ziel rollte und ansonsten ausgeschieden wäre.
Auf der 17. Etappe wurde ein neuer Berg begrüßt. Der „Géant de Provence“, Mont Ventoux. Berüchtigt durch seinen kahlen Gipfel, der in 1.909 Meter Höhe liegt und einer zumeist unerträglichen Hitze, machten ihn zu keinem angenehmen Hindernis. Schon um 6.00 morgens wurde die Zufahrtsstraße zum Ventoux gesperrt, trotzdem standen 15.000-18.000 Menschen am Gipfel. Bis zum Anstieg blieb das Feld zusammen, erst nach den ersten Serpentinen kam ein wenig Bewegung ins Fahrerfeld. Unterhalb der Spitze zog Lucien Lazarides an und erreichte den Gipfel als Erster. Nach einer halsbrecherischen Abfahrt schlossen die Anderen, unter ihnen auch Bobet und Koblet, zu ihm auf. Der Bretone riss fünf Kilometer vor dem Ziel aus und sicherte sich so den Etappensieg.
Auf der 20. Etappe von Gap nach Briançon sah man einen fast entfesselt fahrenden Fausto Coppi. Bereits nach 46 Kilometern ging er los und legte eine grandiose Solofahrt hin, die ihn über dreieinhalb Minuten vor dem Zweiten ins Ziel kommen ließ.
Koblet aber war der verdiente Sieger der Tour de France 1951 und wurde gebührend in Paris empfangen.
Donnerstag, 6. Oktober 2011
Ein Fest für Radsportfans: Das Süpercross in Baden
Mittlerweile ist es zwar schon fast zwei Wochen her, dass das Süpercross am 25.9. in Baden/Aargau seine Premiere feierte, dennoch ist es auch jetzt noch voll erwähnenswert!
Liebe Organisatoren, das war wirklich ein Fest für Radsportfans. Und wer vorher kein Radquer-Enthusiast war, der ist es spätestens jetzt. Ein frisches, buntes und einprägsames Logo sah man einige Wochen vor dem Event überall: Auf Flugzetteln, an Häuserwänden, Internetportalen und in der Zeitung. Auch das Programm überzeugte und ließ keinen Zweifel daran, dass mit diesem Radevent frischer Wind in die Schweizer Radquer-Szene gebracht werden sollte. Das OK-Team um Christian Rocha, seit einigen Tagen frischer Nationalcoach des Schweizer Frauenstraßenteams, traf sich selber häufig an der Baldegg „um ein bisschen zu crossen.“. Irgendwann entstand die Idee, ein neues Radquerrennen ins Leben zu rufen. Über ein Jahr harte Arbeit lag am 25.9 hinter ihnen. Süpercross wurde von der belgischen Radserie „Superprestige“ abgeleitet. Irgendwann, so der große Traum der Organisatoren, wollen sie in der Schweiz eine ähnliche Serie etablieren. Den Grundstein haben sie mit ihrer Veranstaltung gelegt.
Gestartet wurde morgens um neun bei dichtem Nebel, der kaum einen Blick auf die Strecke zuließ. Die Jedermänner waren jedoch voll motiviert und lieferten sich ein tolles Rennen. Erster Sieger war Kaspar Frei vor Willy Hofer und Martin Weiss. Danach starteten die Frauen und mit Ihnen auch die Schweizer Meisterin Jasmin Achermann und der Deutsche Crossstar Hanka Kupfernagel. Letztere hatte ihr Kommen erst kurz vorher spontan bekannt gegeben. Und sie sollte es nicht bereuen, denn sie heimste auch gleich ihren ersten Radcross-Sieg der Saison ein.
Irgendwann riss der Himmel auf und es strahlte die Sonne. Ein perfekter Spätsommertag zog viele Gäste an und als nachmittags um halb zwei die Kids an den Start gingen war die Stimmung schon unglaublich. Die jüngste war vier Jahre alt und pedalte auf einem Mini-Rad über die Wiese. Oder besser wurde dann und wann von Papa geschoben. Die Kids hatten viel Spaß und das war ja die Hauptsache. Die Organisatoren waren von dem Andrang am Kidscross überwältigt und mussten auch kurzer Hand Startblöcke bilden.
Danach folgte dann der Höhepunkt eines perfekten Radcross-Tages. Die Elite ging an den Start und unter ihnen waren auch Weltmeister Zdenek Stybar, der französische Meister Francis Mourauy und der italienische Meister. Einen Galaauftritt legte der Schweizer Lukas Flückinger hin und wurde am Ende mit dem Dritten Platz nach Stybar und Mouray belohnt. Nach dem rennen wurde auf der Großbildleinwand die Straßen-WM aus Kopenhagen übertragen. Und man konnte bei schönstem Sonneschein noch das leckere Catering genießen. Für An- und Abreise war auf die Baldegg auch bestens gesorgt. Ein Shuttlebus brachte die Zuschauer vom Bahnhof in Baden im 15-Minuten-Takt hinauf.
Danke liebes OK-Team. Das war wirklich ein Fest für Radsportfans. Und die, die es vorher nicht waren sind es ganz sicher jetzt!
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