Dienstag, 22. November 2011

TdF 1907: Die ersten Wasserträger



Dieser Artikel stammt aus meiner Enzyklopädie Tour de France
Die Tour de France feierte schon den fünften Geburtstag. Das hätte sich henri Desgrnage wohl auch nicht träumen lassen, dass die Rundfahrt von Jahr zu Jahr mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit erhielt. Neben unzähligen Fans, die im gesamten Land den Fahrern Respekt zollten, berichteten in diesem Jahr auch erstmals die großen französischen Tageszeitungen ausführlich über die Tour. Damit hatte sich die "Grande Boucle" endlich als sportliches Großereignis etabliert.
Roubaix, Metz und Belfort wurden 1907 als neue Etappenstädte begrüßt. In Metz, wo es schon 1906 eine eindrucksvolle begeisterte Demonstration der französischen Bevölkerung gab, wurde nun eine Feier veranstaltet, wie man sie sonst nur am franzsösichen Nationalfeiertag zu sehen bekam. Die ganze Stadt war in den Landesfarben geschmückt, und die Häusergiebel zierten hunderte von Fahnen. Positive Neuerung war in diesem Jahr die Einführung eines Pannenautos.
Nach dem tragischen Tod von René Pottier im Januar 1907, wurde Lucien Petit-Breton als Favotrit gehandelt. Bereits im Vorjahr hatte der kleine gebürtige Argentinier gezeigt, dass er ein heißer Anwärter auf den Gesamtsieg war. Am Start konnten die Organisatoren einen richtigen Paradiesvogel empfangen, der den Radsport nachhaltig prägen sollte. Der Adlige Henri Pépin de Gontaud wurde vom Tourfieber infiziert und hatte den Traum, die Rundfahrt zu gewinnen. Nun war er allerdings kein Radprofi...Er engagierte sich kurzerhand zwei, später dann drei Fahrer, die ihn während dem Rennen unterstützen sollten. Und das taten sie auch einsatzfreudig. Sie schoben ihren "Kapitän", holtem ihm frisches Wasser und stärkten ihn auch Mental. Trotz ihren unermüdlichen Einsatzes reichte es bei Pépin aber nicht zum Gesamtsieg. Er gab vollkommen erschöpft nach der fünften Etappe auf. Mit seinem Fahrerengagement allerdings waren bei der Tour de France die ersten Domestiken im Einsatz, die es ab sofort regelmäßig zu sehen gab und die für ein team unersetzbare Begleiter wurden.
Einzigartig in der Tourgeschichte war die zweite Etappe, bei der es mit Louis Trousselier und Émile Georget zwei Tagessiegr gab. Georget, der nach der achten Etappe bereits fünf Tagessieg verzeichnen konnte, lag schon mächtig weit vorne, als er vom Pech eingeholt wurde. Auf der neunten Etappe stürzte er an der Kontrollstelle in Auch so schwer, dass sein Rad einem Schrotthaufen glich. Er lieh sich daraufhin das Gefährt von seinem Kollegen Gonzagne Privat und setze sein Rennen fort. Das Regelment sagte allerdings, dass jeder Fahrer vom Start bis zum Ziel mit demselben Rad fahren musste - Georget kassierte für dieses "Vergehen" so viele Strafpunkte, dass selbst ein weiterer Etappenerfolg ihm nicht mehr helfen konnte. Durch den Sturz hatte er die Tour verloren, denn auch der dritte Platz im Endklassemnet war kein Trost für ihn.
Lucien Petit-Breton, der auf der neunten Etappe seinen ersten Tageserfolg feierte, kam nach einer 250 Kilometer langen Solofahrt (und das mit Plattfuß!!) in Bayonne ins Ziel udn wurde lautstark bejubelt. Nach Georgets Sturz übernahm er die Gesamtführung und ließ sich den Sieg am Ende nicht mehr nehmen.
Als neu zu bezwingener Berg konnte 1907 der Col de Porte begrüßt werden.

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