Mittwoch, 8. Dezember 2010

Von der Idee zum ersten Rennen: TOUR DE FRANCE

Nachfolgend ein Artikel aus meiner "Enzyklopädie Tour de France".Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich zwischen England und Frankreich eine regelrechte Radsport-Rivalität. Während die Engländer richtige Rekordmänner waren, die Gewaltleistungen (Zeitfahrweltrekorde etc.) auf dem Rad vollbrachten, hatten die Franzosen auf den hiesigen Landstraßen ihr Stärken. Sie waren auf Schnelligkeit besser eingestellt als auf Ausdauer.
Als 1891 die erste Städtetour Paris-Bordeaux gestartet wurde, und mit Georges-Pilkinton Mills ein Engländer gewann, machte dies die Franzosen noch wütender. Ihr eigener Favorit Joseph Jiel-Laval kam erst als Fünfter in Bordeaux an...
Als in Amerika der Radrennfahrer Winter plante, mit seinem Rad einmal um sein Land zu fahren, hielten ihn viele Menschen für verrückt. Winter verschob also seinen Start. Im entfernten Frankreich hatte der Rennfahrer Joyeux von diesem Vorhaben gehört und dachte sich: Wenn der nicht fährt, dann fahr halt ich!
Gesagt, geplant, getan. Anfang Mai 1885 startete Joyeux alleine in Paris an der Porte Maillot zu diesem wahnsinnigen Vorhaben. Nur er gegen Wetter, Zeit, Land und Berge. Seine Reise sollte ihn in den nächsten Wochen von Paris über Dieppe, Lille, Verdun, Vesoul, Cannes, Marseille, Toulouse, Evreux, Nantes, Versailles udnd zwei weitere Orte wieder an den Startplatz zurück bringen.
Am fünften Tag wütete ein Unwetter über die Region, in der Joyeux unterwegs war. Er pausierte und dachte daran sein Vorhaben aufzugeben, zu hart waren die äußeren Umstände. Kein Geringerer als Henri Desgrange überredete ihn, wieder auf sein Rad zu steigen udn seine Tour zu beenden. Ebenso versprch er Joyeux für die Zeitung "L'Auto", für die er arbeitete, über seine Tour zu berichten.Dadurch erfuhr die Bevölkerung, welch ein verrückter Landsmann auf ihren Straßen unterwegs war. Als er nach gut drei Wochen am 30. Mai wieder in Paris ankam, waren die Straßen gesäumt von Menschen, die dem mutigen Helden zujubelten und ihn damit willkommen hießen. Ebenso jubelnd stand Henri Desgrange am Ziel.
Erst acht Jahre später wurde Desgrange in einer Zwickmühle die Idee von seinem Mitarbeiter Geo Lefèvre unterbreitet, aus diesem verrückten Vorhaben ein echtes Rennen zu machen. Desgrange war mittlerweile seit 1900 Direktor der "L'Auto" und musste gegen die schwindene Leserschaft kämpfen. Sein Konkurrenzblatt "Le Velo" klaute ihm die Abonnenten, indem es immer neue Rennen organisierte. So wurde z.B. das Prestigerennen Paris-Bordeauc oder Paris-Roubaix von ihnen ausgerichtet. Desgrange brauchte also ein richtig gutes Zugpferd, um seine Zeitung zu retten.
Die Empörung war nach der Bekanntgabe erst Mal groß und auch die erste Ankündigung in seiner Zeitung brachte ihm nur den Missmut der Leserschaft ein. Desgrange aber beharrte auf der Idee und war von dem Erfolg des Rennens überzeugt. Wo laut geschiren wird, da gibt es auch Interesse, dachte er sich.
Und ebenso kam es. Die Menschen kamen zahlreich an die Strecke und Desgranges Zeitschrift bekam einen ordentlichen Leserschub.

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