Heute Abend um 19.30 fällt der Startschuss zum Zürcher Sechstagerennen. Seit 1954 wird das Rennen traditionell ausgetragen, kurz unterbrochen wurde es von 2001-2006. Auch in der Schweiz gab es Zuschauermangel und Finanznot.
Das Zürcher Hallenstadion ist der Austragungsort der Sixdays. Direkt nebenan liegt die offene Rennbahn Oerlikon auf der in den Sommermonaten jeden Dienstag offene Rennen ausgetragen werden. So denn das Wetter mit macht. Das Wetter ist auch Schuld, dass sich Emil Keller Anfang der 1930er Jahre Gedanken darüber machte, wie man die Rennbahn überdachen konnte. Der Architekt war Jurymitglied der Rennbahn und ärgerte sich eines Tages wieder einmal, weil er ein Rennen wegen Regen absagen musste. Gemeinsam mit seinem Chef entwickelte Keller ein Dach für die Oerlikoner Rennbahn.
Doch auch heute ist die Rennbahn nicht überdacht, sondern steht auf dem Nachbargelände das Hallenstadion. Erbaut wurde es 1932, Bahnradsport war in Zürich vor dem Zweiten Weltkrieg ebenso populär wie Fußball.
Vor dem Bau entstanden erste Diskussionen über die Größe der Rennbahn. Während die Architekten auf eine Bahnlänge von 210 Meter tendierten, wollten die Rennverantwortlichen eine 250 Meter Bahn. Denn nur mit einer 250er Bahn erlaubte die UCI (Internationale Radsportverband) die Ausführung von internationalen Rennen. Zürich erhielt also ein Hallenstadion mit Wettkampfbahn. Mehr als 400 Radsportereignisse wurde von 1932 bis 2001 (Umbau), ausgetragen, 52 Weltrekorde aufgestellt und 49 Sechstagerennen.
Das erste Sixdays-Rennen fand 1954 statt. Damals gewann der Schweizer Radprofi Hugo Koblet gemeinsam mit seinem Landsmann Armin von Düren.
Nach Wiederaufnahme der rennveranstaltung 2006/07 fand das Rennen zwei Mal hintereinander am Silvesterabend statt. Erst Radsport, dann Silvesterfeier. Seit 2009 hat es sich nun in den internationalen Sechstage-Rennkalender eingefügt. Die Besucher erwartet ein umfangreiches Showprogramm, viel Prominenz und eine kleine Messe, auf der Rad-Händler und andere beteiligt sind.
Rekordsieger in Zürich ist der Eidgenosse Bruno Risi mit 11 Siegen. Rekordteilnehmer ist der Deutsche Klaus Bugdahl, der 21 Mal in Zürich auf die Piste ging. Beim diesjährigen Rennen sind auch Sven Krauss (Ex-Gerolsteiner-Profi, gibt nach einer Verletzung sein Comeback) und Danilo Hondo am Start.
Dienstag, 30. November 2010
Donnerstag, 25. November 2010
TOUR-PORTRÄT: André Leducq
Als André Leducq 1930 die Tour de France gewann, eroberte er im Sturm die Herzen seiner Landsleute. "Dédé" Leducq war wegen seiner stets guten Laune und seiner charmanten Art sehr beliebt. Seine Fröhlichkeit übertrug sich auch auf sein Alycon-Team, in dem er einige Jahre unter Vertrag stand.
Der sprintstarke Allrounder nahm neun Mal an der Tour de France teil, gewann sie zwei Mal und erreichte jedes Mal Paris. Außerdem sammelte er Etappensiege, bei denen er es bis auf 15 geschafft hat.
André Leducq begann mit 17 Jahren im Radsportklub von Levaillois erstmals richtig zu trainieren. 1927 wurde er Profi und fuhr im selben Jahr seine erste Tour de France.Er wurde der fünfte Zweifachsieger in der Tourhistorie. Leducq lagen die Berge nicht so sehr, trotzdem machte er auch dort eine gute Figur. Vor allem auf den Abfahrten war er einer der besten im Peloton.
1938 nahm Dédé mit Freund Antonin Magne Abscheid von der Tour de France, indem beide lachend Arm in Arm über den Zielstrich des Pariser Prinzenparks fuhren. Das ausverkaufte Stadion lag ihnen damals zu Füßen und bejubelte die beiden französischen Landstraßenhelden mehr als den Siger Gino Bartali.
Nahc seiner aktiven Karriere wurde Leducq Sportreporter und Autor. Neben seiner eigenen Biografie brachte er Geschichten der Pélissier-Brüder heraus. Er bereicherte den französischen Sportjournalismus mit seinem feinen Charme udn Humor.
1980 starb André Leducq 76-jährig bei einem Tauchunfall in seiner langjährigen Heimat Marseille...
Der sprintstarke Allrounder nahm neun Mal an der Tour de France teil, gewann sie zwei Mal und erreichte jedes Mal Paris. Außerdem sammelte er Etappensiege, bei denen er es bis auf 15 geschafft hat.
André Leducq begann mit 17 Jahren im Radsportklub von Levaillois erstmals richtig zu trainieren. 1927 wurde er Profi und fuhr im selben Jahr seine erste Tour de France.Er wurde der fünfte Zweifachsieger in der Tourhistorie. Leducq lagen die Berge nicht so sehr, trotzdem machte er auch dort eine gute Figur. Vor allem auf den Abfahrten war er einer der besten im Peloton.
1938 nahm Dédé mit Freund Antonin Magne Abscheid von der Tour de France, indem beide lachend Arm in Arm über den Zielstrich des Pariser Prinzenparks fuhren. Das ausverkaufte Stadion lag ihnen damals zu Füßen und bejubelte die beiden französischen Landstraßenhelden mehr als den Siger Gino Bartali.
Nahc seiner aktiven Karriere wurde Leducq Sportreporter und Autor. Neben seiner eigenen Biografie brachte er Geschichten der Pélissier-Brüder heraus. Er bereicherte den französischen Sportjournalismus mit seinem feinen Charme udn Humor.
1980 starb André Leducq 76-jährig bei einem Tauchunfall in seiner langjährigen Heimat Marseille...
Donnerstag, 11. November 2010
Happy Birthday Christian!
Seit 2005 ist Christian Prudhomme in der Tourorganisation tätig. Er war Sportchef des französischen Fernsehens, als die Oberen der Tour de France bei ihm anklopften um ihm den Platz von Jean Marie Leblanc anzubieten. Das musste sich der damals Mittvierziger Pariser nicht zweimal überlegen. Prudhomme galt als gewiefter Marketingstratege mit Hang zur Tradition, was ihm einen guten Ruf einbrachte.
Heute ist er nun der erste Fernseh-Journalist auf dem entscheidenden Posten der Tour de France.
Nach einer Einarbeitungszeit von zwei Jahren übernahm Christian Prudhomme Ende 2006 den Vorsitz und begleitete 2007 die Tour de France als alleiniger Rennleiter. 2006 saß er bereits gemeinsam mit Jean-Marie Leblanc in dem traditionellen roten Auto, wedelte täglich den Start ein und führte die Tour de France erstmals in Eigenverantwortung.
Wie sein Vorgänger Leblanc, ist auch Prudhomme seit frühester Kindheit absoluter Tour-de-France-Fan. Jeden Schnipsel hat er gesammelt, fein aufgeklebt und in Ordner abgeheftet. Diese stehen heute noch schön sortiert in seinem Büro der ASO (Amaury Sport Organisation).
Gemeinsam mit seinem Vater verfolgte Christian in Kindertagen die Übertragungen des Rennens am Radio. Fasziniert lauschte er den Erzählungen der Reporter. Diese Erinnerungen sind es, die ihn heute enorm motivieren. Sein Grund- und Leitsatz markiert zudem sein Ziel: Kinder sollen wieder von der Tour de France träumen können! Mit seiner Frau und seiner Tochter wohnt Christian Prudhomme im Pariser Stadtteil Issy-les-Moulineaux, in dem auch die ASO/L‘Equipe beheimatet ist.
Mit der Festnahme des Dopingarztes Fuentes im Sommer 2006 und der daraus folgenden Dopinglawine, steht der neue Tourchef nicht nur einer ungewissen Tour-Zukunft gegenüber, sondern auch einer anstrengenden Herausforderung. Die Herausforferung nimmt er in jedem Jahr aufs Neue an. Tolle Routen, neue Berge, alte Traditionen - Prudhomme verbindet bei jedem Tourverlauf alles miteinander.
Heute feiert er seinen 50. Geburtstag. Bon anniversaire Monsieur Prudhomme!
Heute ist er nun der erste Fernseh-Journalist auf dem entscheidenden Posten der Tour de France.
Nach einer Einarbeitungszeit von zwei Jahren übernahm Christian Prudhomme Ende 2006 den Vorsitz und begleitete 2007 die Tour de France als alleiniger Rennleiter. 2006 saß er bereits gemeinsam mit Jean-Marie Leblanc in dem traditionellen roten Auto, wedelte täglich den Start ein und führte die Tour de France erstmals in Eigenverantwortung.
Wie sein Vorgänger Leblanc, ist auch Prudhomme seit frühester Kindheit absoluter Tour-de-France-Fan. Jeden Schnipsel hat er gesammelt, fein aufgeklebt und in Ordner abgeheftet. Diese stehen heute noch schön sortiert in seinem Büro der ASO (Amaury Sport Organisation).
Gemeinsam mit seinem Vater verfolgte Christian in Kindertagen die Übertragungen des Rennens am Radio. Fasziniert lauschte er den Erzählungen der Reporter. Diese Erinnerungen sind es, die ihn heute enorm motivieren. Sein Grund- und Leitsatz markiert zudem sein Ziel: Kinder sollen wieder von der Tour de France träumen können! Mit seiner Frau und seiner Tochter wohnt Christian Prudhomme im Pariser Stadtteil Issy-les-Moulineaux, in dem auch die ASO/L‘Equipe beheimatet ist.
Mit der Festnahme des Dopingarztes Fuentes im Sommer 2006 und der daraus folgenden Dopinglawine, steht der neue Tourchef nicht nur einer ungewissen Tour-Zukunft gegenüber, sondern auch einer anstrengenden Herausforderung. Die Herausforferung nimmt er in jedem Jahr aufs Neue an. Tolle Routen, neue Berge, alte Traditionen - Prudhomme verbindet bei jedem Tourverlauf alles miteinander.
Heute feiert er seinen 50. Geburtstag. Bon anniversaire Monsieur Prudhomme!
Mittwoch, 10. November 2010
BOOK REVIEW: Endlich Rasen
Henri Lesewitz ist vielen ja schon länger bekannt. Allerdings eher in der Mountainbikeszene und als Bike-Redakteur. Mit seinem MTB-Roman "Held am Sonntag" hat Lesewitz vor einigen Jahren ein echtes Superbuch veröffentlicht.
Im Frühjahr 2009 begibt er sich auf eine Abenteuerfahrt entlang der innerdeutschen Grenze. Ausgerüstet mit Mountainbike, Zelt und Rucksack geht es in Thüringen los. Lesewitz' Buch ist ein Abenteuerroman der besonderen Art. Das Radfahren an sich kommt kurz, manch einer mag meinen, vielleicht zu kurz. Dafür werden die Begegnungen mit Menschen intensiver. Lesewitz' Schreibstil ist grandios, seine Art Bilder in Worte umzusetzen meisterhaft. Und so kommt man sich als Leser vor, als wenn uns Henri mitgenommen hat, in seinen ganz eigenen und persönlichen Abenteuerurlaub. Er lässt den Leser teil haben an Jugenderinnerungen. An Erinnerungen aus seinen ersten 18 Lebensjahren, die er in der DDR verbracht hat. Er schreibt seine Gedanken schnörkellos nieder und oftmals kann man sich selber in seinen Gedankengängen wiederfinden. Es ist ein sehr persönliches Buch, das Henri Lesewitz geschrieben hat und es ist mutig, die ganze Welt an seinem Leben teilhaben zu lassen. Henri Lesewitz radelt, zeigt einem Natur, Denkmäler, bedient Klischees und radelt wieter. Ein schönes Buch, ein tolles, erfrischendes Buch. Nicht nur für Radfahrer.
Glückwunsch Henri :-)
Im Frühjahr 2009 begibt er sich auf eine Abenteuerfahrt entlang der innerdeutschen Grenze. Ausgerüstet mit Mountainbike, Zelt und Rucksack geht es in Thüringen los. Lesewitz' Buch ist ein Abenteuerroman der besonderen Art. Das Radfahren an sich kommt kurz, manch einer mag meinen, vielleicht zu kurz. Dafür werden die Begegnungen mit Menschen intensiver. Lesewitz' Schreibstil ist grandios, seine Art Bilder in Worte umzusetzen meisterhaft. Und so kommt man sich als Leser vor, als wenn uns Henri mitgenommen hat, in seinen ganz eigenen und persönlichen Abenteuerurlaub. Er lässt den Leser teil haben an Jugenderinnerungen. An Erinnerungen aus seinen ersten 18 Lebensjahren, die er in der DDR verbracht hat. Er schreibt seine Gedanken schnörkellos nieder und oftmals kann man sich selber in seinen Gedankengängen wiederfinden. Es ist ein sehr persönliches Buch, das Henri Lesewitz geschrieben hat und es ist mutig, die ganze Welt an seinem Leben teilhaben zu lassen. Henri Lesewitz radelt, zeigt einem Natur, Denkmäler, bedient Klischees und radelt wieter. Ein schönes Buch, ein tolles, erfrischendes Buch. Nicht nur für Radfahrer.
Glückwunsch Henri :-)
Freitag, 5. November 2010
Die Tour im Norden Frankreichs
Hier ein Text, den ich zur 3. Etappe der Tour de FRance 2010 veröffentlicht habe.
Die Tour de France ist in Nordfrankreich zu Besuch. Der ehemaligen Bergbauregion des Landes. Den Bergarbeitern zu Ehren kommt der Tourtross vorbei und die Organisatoren hätten das Etappenziel nicht besser wählen können als vor dem restaurierten Bergwerk von Arenberg.
Aber auch Jean Stablinski wird geehrt. Und das hätte an keiner Stelle besser passieren können, als in Arenberg und Cambrai. Stablinski wurde 1932 in St-Amand-les Eaux unweit Wallers-Arenberg geboren. Als Sohn von polnischen Einwanderern hatte Jean nicht viel Zeit, seine Kindheit und Jugend auszuleben. Sein Vater verstarb 1946, als Jean 14 Jahre alt war. Ab sofort musste er finanzielle Mittel zum Lebensunterhalt beisteuern. Von St-Amand aus fuhr er jeden Tag mit dem Rad über die nur knapp sechs Kilometer entfernte Pavè de Arenberg. Eine gut 2500 Meter lange Kopfsteinpflasterpassage mitten im Wald. Wenn man sie durchquert hat, steht man unmittelbar vor dem Eingang zur Mine von Arenberg, in der Jean Stablinski fortan arbeitete. Nebenbei spielte er Akkordeon und finanzierte sich damit sein erstes Rennrad. Jean trainierte hart, gegen den Willen siener Mutter, die die Radsportleidenschaft ihres Sohnes keinesfalls unterstützte. Jedoch mit 21 Jahren folgte schon der erste Profivertrag und Stablinski fuhr von 1958 bis 1967 im Team mit Jacques Anquetil.
In Frankreich ist „Stab“ als Monsieur France bekannt. Vier Mal gewann er die nationale Meisterschaft und zwei Mal wurde er Vizemeister. Ein Rekord, der bis heute ungebrochen ist. 12 Mal nahm er an der Frankreichrundfahrt teil und feierte fünf Etappensiege.
1956 wurde sein Sohn Jacques Stablinski geboren(auf dem Bild steht Jacques am Denkmal für seinen Vater). Benannt nach seinem Freund Jacques Anquetil. „ Es ist für mich immer eine Ehre gewesen, diesen Namen zu tragen“ erzählt „Stabs“ Sohn heute. Er selber war auch Rennfahrer. Nach zwei Jahren im Profitum beendete er jedoch seinen Job. „Das war eigentlich nichts für mich. Für mich waren die Ausfahrten mit meinen Vater am Schönsten“ erinnert sich Sohnemann Jacques gerne. „Das Radfahren hat ihm am Ende sehr gefehlt, es hätte ihm sehr viel Kraft gegeben“ erzählt er weiter. Sein Vater verstarb 2007 nach langer Krankreich. Kurz nach seinem Tod gedachte die Gemeinde Arenberg dem großen Radchampion. Ein Denkmal wurde errichtet. Direkt am Ausgang der Trouvée de Arenberg, wo Jean Stablinski über Jahre jeden Tag zur Arbeit fuhr. Und auch Cambrai hat Monsieur France in diesem Jahr ein Denkmal gewidmet. Ein Rond Point, ein Kreisverkehr wurde nach ihm benannt. Zudem gab es eine liebevolle Ausstellung über die Karriere und das Leben Stablinksi anzuschauen. Sohn Jacques ist sichtlich stolz auf all die Ehrungen für seinen Vater. „Er hätte sich sehr gefreut“ sagt er traurig, „das hätte ihm alles sehr gut gefallen“. „Mein Vater war keiner, der im Rampenlicht stehen musste, aber über Auszeichnungen hat er sich immer sehr gefreut“ schließt sein Sohn an.
Jean Stablinski wäre glücklich gewesen, die Tour de France in seiner Heimat zu begrüßen. 1978 war die Tour de France in St-Amand-les-Eaux schon mal zu Besuch. Damals kam die Familie Stablinski auch um sie willkommen zu heißen. „Aber der Besuch in Arenberg, das Finish genau vor „seiner“ Mine, das hätte ihm wirklich gerührt“ freut sich sein Sohn. Er selber wird natürlich vor Ort sein, als geladener Gast samt seiner Familie. Die Freude ist ihm deutlich anzusehen, ebenso auch die Traurigkeit, denn er hätte diese gerne mit seinem Vater Jean erlebt.
Die Tour de France ist in Nordfrankreich zu Besuch. Der ehemaligen Bergbauregion des Landes. Den Bergarbeitern zu Ehren kommt der Tourtross vorbei und die Organisatoren hätten das Etappenziel nicht besser wählen können als vor dem restaurierten Bergwerk von Arenberg.
Aber auch Jean Stablinski wird geehrt. Und das hätte an keiner Stelle besser passieren können, als in Arenberg und Cambrai. Stablinski wurde 1932 in St-Amand-les Eaux unweit Wallers-Arenberg geboren. Als Sohn von polnischen Einwanderern hatte Jean nicht viel Zeit, seine Kindheit und Jugend auszuleben. Sein Vater verstarb 1946, als Jean 14 Jahre alt war. Ab sofort musste er finanzielle Mittel zum Lebensunterhalt beisteuern. Von St-Amand aus fuhr er jeden Tag mit dem Rad über die nur knapp sechs Kilometer entfernte Pavè de Arenberg. Eine gut 2500 Meter lange Kopfsteinpflasterpassage mitten im Wald. Wenn man sie durchquert hat, steht man unmittelbar vor dem Eingang zur Mine von Arenberg, in der Jean Stablinski fortan arbeitete. Nebenbei spielte er Akkordeon und finanzierte sich damit sein erstes Rennrad. Jean trainierte hart, gegen den Willen siener Mutter, die die Radsportleidenschaft ihres Sohnes keinesfalls unterstützte. Jedoch mit 21 Jahren folgte schon der erste Profivertrag und Stablinski fuhr von 1958 bis 1967 im Team mit Jacques Anquetil.
In Frankreich ist „Stab“ als Monsieur France bekannt. Vier Mal gewann er die nationale Meisterschaft und zwei Mal wurde er Vizemeister. Ein Rekord, der bis heute ungebrochen ist. 12 Mal nahm er an der Frankreichrundfahrt teil und feierte fünf Etappensiege.
1956 wurde sein Sohn Jacques Stablinski geboren(auf dem Bild steht Jacques am Denkmal für seinen Vater). Benannt nach seinem Freund Jacques Anquetil. „ Es ist für mich immer eine Ehre gewesen, diesen Namen zu tragen“ erzählt „Stabs“ Sohn heute. Er selber war auch Rennfahrer. Nach zwei Jahren im Profitum beendete er jedoch seinen Job. „Das war eigentlich nichts für mich. Für mich waren die Ausfahrten mit meinen Vater am Schönsten“ erinnert sich Sohnemann Jacques gerne. „Das Radfahren hat ihm am Ende sehr gefehlt, es hätte ihm sehr viel Kraft gegeben“ erzählt er weiter. Sein Vater verstarb 2007 nach langer Krankreich. Kurz nach seinem Tod gedachte die Gemeinde Arenberg dem großen Radchampion. Ein Denkmal wurde errichtet. Direkt am Ausgang der Trouvée de Arenberg, wo Jean Stablinski über Jahre jeden Tag zur Arbeit fuhr. Und auch Cambrai hat Monsieur France in diesem Jahr ein Denkmal gewidmet. Ein Rond Point, ein Kreisverkehr wurde nach ihm benannt. Zudem gab es eine liebevolle Ausstellung über die Karriere und das Leben Stablinksi anzuschauen. Sohn Jacques ist sichtlich stolz auf all die Ehrungen für seinen Vater. „Er hätte sich sehr gefreut“ sagt er traurig, „das hätte ihm alles sehr gut gefallen“. „Mein Vater war keiner, der im Rampenlicht stehen musste, aber über Auszeichnungen hat er sich immer sehr gefreut“ schließt sein Sohn an.
Jean Stablinski wäre glücklich gewesen, die Tour de France in seiner Heimat zu begrüßen. 1978 war die Tour de France in St-Amand-les-Eaux schon mal zu Besuch. Damals kam die Familie Stablinski auch um sie willkommen zu heißen. „Aber der Besuch in Arenberg, das Finish genau vor „seiner“ Mine, das hätte ihm wirklich gerührt“ freut sich sein Sohn. Er selber wird natürlich vor Ort sein, als geladener Gast samt seiner Familie. Die Freude ist ihm deutlich anzusehen, ebenso auch die Traurigkeit, denn er hätte diese gerne mit seinem Vater Jean erlebt.
Mittwoch, 3. November 2010
Tour de France 1960
Bei der Tour de France 1960 war erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg eine rein deutsche Mannschaft am Start. Acht Rennfahrer kämpften mit den Strapazen der Frankreichrundfahrt, Hennes Junkermann wurde am Ende sogar Vierter.
Zwar hatten auch in den Jahren zuvor deutsche Fahrer an der Tour teilgenommen, aber stets in internationalen Teams. Bis zur Aufstellung der deutschen Mannschaft war es ein langer Weg. Interne Verbandsquerelen machten die Nominierung eines sportlichen Leiters schließlich zur Chefsache. Hennes Junkermann, Profi seit 1955 und ernannter Teamkapitän, sprach sich deutlich für Peter Kanters als Trainer aus, einen Radrennveranstalter, der vor allem 6-Tage-Rennen organisierte. Junkermann nahm 1960 zum ersten Mal an der Tour de France teil. Seine Teamgefährten waren: Franz Reitz, als Kletterkünstler auch „Berggeist“ genannt, Hans Jaroszewicz, der auf Flachetappen als „Schrittmacher“ fungieren sollte, sowie Willy Altig, Manfred Donike, Lothar Friedrich, Emil Reinecke und Horst Tüller.
In den ersten Tour-Tagen hinterließ das deutsche Team gleich einen guten Eindruck, wurde aber auf der 3. Etappe vom Pech ereilt: Friedrich hatte einen Defekt und fiel zurück, Reitz stürzte nach 19 Kilometern und büßte ebenfalls Zeit ein. Dafür trumpfte Hans Jaroszewicz auf – er beendete die Etappe als Sechster.
Am vierten Tag machte sich bei Willy Altig Erschöpfung bemerkbar: Erst in allerletzter Sekunde kam er ins Ziel gefahren und wäre beinahe aus dem Zeitlimit gefallen. Auch am nächsten Tag kämpfte sich Altig müde und von Stürzen sowie Defekten geplagt durch die Etappe. Nur die „Pechvogelprämie“ von 425 Mark, die er von der Tour-Organisation erhielt, tröstete ihn etwas. Am sechsten Tag ging dann nichts mehr bei Willy Altig, er stieg erschöpft in den Besenwagen.
Seine Teamkollegen schlugen sich weiterhin bravourös und wurden mit Komplimenten überschüttet. Auch Junkermann, dem sogar der Gesamtsieg zugetraut wurde, kam immer mehr in Fahrt, ihn hatte das Tourfieber voll gepackt. „Die ganze Atmosphäre gefällt mir sehr gut. Das Rennen ist viel spannender und nervöser als in Spanien oder Italien. Man muss auf der Hut sein. Auch als Fahrer ist diese Tour für mich ein unerhörtes Erlebnis.“
Die Berge wurden für die Bahnradfahrer Donike und Jaroszewicz schwer – sie kamen auf der 11. Etappe erst nach Kontrollschluss ins Ziel und mussten die Tour beenden. Reitz und Friedrich dagegen waren als wichtigste Helfer für Junkermann immer an der Seite ihres Kapitäns und wurden für ihre Unterstützerdienste einmal sogar verwarnt: 4,25 Mark Geldbuße wegen Schiebens…
Vor der 12. Etappe musste sich Junkermann von verschiedener Seite Kritik anhören: Sein Fahrstil sei zu defensiv, und auch Kollege Franz Reitz forderte seinen Kapitän auf: „Du musst mehr angreifen, mehr nach vorne fahren!“ Ein postwendender Angriff Junkermanns am zwölften Tag brachte jedoch keinen Erfolg.
Am 16. Tag ereilte auch Junkermann ein technisches Missgeschick. Vor dem Start stellte er fest, dass sein Lenker defekt war, ein Reserverad musste her. Das aber war nicht auf Junkermann eingestellt, und so fuhr er die Etappe durchgehend auf einem „falschen“ Rad.
Am Ende schafften es Junkermann, Friedrich und Reinecke bis nach Paris. Hennes Junkermann wurde sogar sensationell Vierter im Gesamtklassement. Peter Kanters äußerte nach der Tour: „Es war eine Freude, meine Fahrer zu leiten. Probleme gab es keine. Es wurde von allen am Anfang beschlossen, dass alle Preise brüderlich geteilt werden, so hat sich jeder nach bestem Können eingesetzt.“
Zwar hatten auch in den Jahren zuvor deutsche Fahrer an der Tour teilgenommen, aber stets in internationalen Teams. Bis zur Aufstellung der deutschen Mannschaft war es ein langer Weg. Interne Verbandsquerelen machten die Nominierung eines sportlichen Leiters schließlich zur Chefsache. Hennes Junkermann, Profi seit 1955 und ernannter Teamkapitän, sprach sich deutlich für Peter Kanters als Trainer aus, einen Radrennveranstalter, der vor allem 6-Tage-Rennen organisierte. Junkermann nahm 1960 zum ersten Mal an der Tour de France teil. Seine Teamgefährten waren: Franz Reitz, als Kletterkünstler auch „Berggeist“ genannt, Hans Jaroszewicz, der auf Flachetappen als „Schrittmacher“ fungieren sollte, sowie Willy Altig, Manfred Donike, Lothar Friedrich, Emil Reinecke und Horst Tüller.
In den ersten Tour-Tagen hinterließ das deutsche Team gleich einen guten Eindruck, wurde aber auf der 3. Etappe vom Pech ereilt: Friedrich hatte einen Defekt und fiel zurück, Reitz stürzte nach 19 Kilometern und büßte ebenfalls Zeit ein. Dafür trumpfte Hans Jaroszewicz auf – er beendete die Etappe als Sechster.
Am vierten Tag machte sich bei Willy Altig Erschöpfung bemerkbar: Erst in allerletzter Sekunde kam er ins Ziel gefahren und wäre beinahe aus dem Zeitlimit gefallen. Auch am nächsten Tag kämpfte sich Altig müde und von Stürzen sowie Defekten geplagt durch die Etappe. Nur die „Pechvogelprämie“ von 425 Mark, die er von der Tour-Organisation erhielt, tröstete ihn etwas. Am sechsten Tag ging dann nichts mehr bei Willy Altig, er stieg erschöpft in den Besenwagen.
Seine Teamkollegen schlugen sich weiterhin bravourös und wurden mit Komplimenten überschüttet. Auch Junkermann, dem sogar der Gesamtsieg zugetraut wurde, kam immer mehr in Fahrt, ihn hatte das Tourfieber voll gepackt. „Die ganze Atmosphäre gefällt mir sehr gut. Das Rennen ist viel spannender und nervöser als in Spanien oder Italien. Man muss auf der Hut sein. Auch als Fahrer ist diese Tour für mich ein unerhörtes Erlebnis.“
Die Berge wurden für die Bahnradfahrer Donike und Jaroszewicz schwer – sie kamen auf der 11. Etappe erst nach Kontrollschluss ins Ziel und mussten die Tour beenden. Reitz und Friedrich dagegen waren als wichtigste Helfer für Junkermann immer an der Seite ihres Kapitäns und wurden für ihre Unterstützerdienste einmal sogar verwarnt: 4,25 Mark Geldbuße wegen Schiebens…
Vor der 12. Etappe musste sich Junkermann von verschiedener Seite Kritik anhören: Sein Fahrstil sei zu defensiv, und auch Kollege Franz Reitz forderte seinen Kapitän auf: „Du musst mehr angreifen, mehr nach vorne fahren!“ Ein postwendender Angriff Junkermanns am zwölften Tag brachte jedoch keinen Erfolg.
Am 16. Tag ereilte auch Junkermann ein technisches Missgeschick. Vor dem Start stellte er fest, dass sein Lenker defekt war, ein Reserverad musste her. Das aber war nicht auf Junkermann eingestellt, und so fuhr er die Etappe durchgehend auf einem „falschen“ Rad.
Am Ende schafften es Junkermann, Friedrich und Reinecke bis nach Paris. Hennes Junkermann wurde sogar sensationell Vierter im Gesamtklassement. Peter Kanters äußerte nach der Tour: „Es war eine Freude, meine Fahrer zu leiten. Probleme gab es keine. Es wurde von allen am Anfang beschlossen, dass alle Preise brüderlich geteilt werden, so hat sich jeder nach bestem Können eingesetzt.“
Dienstag, 2. November 2010
Rene Vietto: Der vergessene Held
Als René Vietto 1934 an den Tourstart ging war er ein Nobody. Während der Rundfahrt verzückte er ganz Frankreich und war wurde zum neue Star am Radsporthimmel.
Für die Franzosen war René Vietto 1934 der eigentliche Toursieger. Obwohl mit Antonin Magne ein beliebter und sympathischer Franzose an der Spitze der Gesamtwertung stand, wurde vor allem Vietto im Pariser Prinzenpark bejubelt.
Es war seine erste Tourteilnahme, und er stand im Aufgebot der französischen Nationalmannschaft, deren Kapitän Magne war.
Drei Jahre zuvor hatte Vietto seinen ersten Sieg bei einem Radrennen errungen, dem „Boucles de Sospel“. Dort in den Bergen hinter Cannes und Monaco kannte sich Vietto bestens aus. Er war in Rocheville zu Hause, lebte dort mit seiner Mutter seit seiner Geburt. Später wurde er Liftboy in einem Hotel in Cannes und bewältigte den täglichen Arbeitsweg mit dem Rad. Bergauf und bergab. Der Lohn war eine gute Fitness und beste Kletterqualitäten. Dennoch fuhr Vietto zu dieser Zeit nur Rennen, um sein mageres Gehalt als Liftboy aufzubessern. Erst der italienische Radrennfahrer Alfredo Binda brachte ihn auf die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er war eines Tages zu Besuch im Hotel gewesen und hatte das Potenzial des Franzosen erkannt. Die beiden trainierten ab sofort gemeinsam, und Viettos Talent wurde effektiv gefördert.
1934 ging Vietto voller Hoffnung und hoch motiviert an den Tourstart. Auf der ersten Etappe machte er gleich auf sich aufmerksam. Während Roger Lapèbie einen Ausreißversuch startete, reagierte Vietto als Einziger und ging hinterher. Und als sein Kapitän Antonin Magne am zweiten Tag ins Gelbe Trikot schlüpfte, war die Marschroute der Mannschaft klar: Verteidigen.
Das klappte in den nächsten Tagen gut. Am siebten Tag zeigte Vietto dann seine wahren Qualitäten. Er fuhr über 50 Kilometer alleine durch die Alpen, erklomm mit unglaublicher Leichtigkeit einen Gipfel nach dem anderen. Am Ende stand der hochverdiente Etappensieg in Digne-les-Bains.
Die zehnte Etappe startete in Nizza und führte nach Cannes. Seinen Hausberg Col de Braus erklomm er als Erster, auf der Abfahrt gesellte sich dann Guiseppe Martano zu ihm. Als die beiden in Monte Carlo einfuhren, Schulter an Schulter, wurden sie von einer begeisterten Menschenmenge empfangen. Vietto gewann die Etappe knapp vor dem Italiener.
Auf der 15. Etappe stürzte Magne auf der Abfahrt vom Col du Puymorens. Vietto war als Erster auf dem Gipfel gewesen und auf dem besten Weg, einen weiteren Etappensieg zu landen, als er den Befehl bekam, umzudrehen. Vietto tat wie ihm befohlen. Bei Magne angekommen, baute er sein Vorderrad aus und schraubte es bei seinem Kapitän ans Rad. Er selber musste auf den Materialwagen warten. Durch diese Geste behielt Magne das Gelbe Trikot, sich selber hatte er jedoch jede Chance auf den Tagessieg genommen. Völlig demoralisiert und weinend saß Vietto am Straßenrand. Bei seiner Zieleinfahrt in Ax-les-Thermes wurde er lautstark empfangen, voller Respekt. Die Menschen hatten sich in ihn verliebt.
Magne hatte in den nächsten Tagen keine Mühe mehr, die Gesamtführung zu verteidigen. Viettos Trost blieb der Gewinn der Bergwertung. Die Franzosen wussten, wem sie den Toursieg zu verdanken hatten, und auch Magne vergaß das nicht. Im Pariser Prinzenpark nahm sich Magne zurück und überließ seinem Retter den Applaus der Ehrenrunde.
Vietto nahm noch sieben Mal an der Tour de France teil, aber seine Karriere war nicht von Glück geprägt. Drei Knieoperationen warfen ihn immer wieder zurück, und bei der Tour 1939, die er als Zweiter beendete, verlor er auf der 15. Etappe das Gelbe Trikot auf traurige Weise. Als er einen Schaden an seiner Bremse beheben musste, griff sein Konkurrent Sylvère Maes an. Am Ende des Tages hatte er 15 Minuten Rückstand auf den Führenden.
René Vietto starb 1988. Heute erinnert an ihn ein Denkmal am Col de Braus.
Für die Franzosen war René Vietto 1934 der eigentliche Toursieger. Obwohl mit Antonin Magne ein beliebter und sympathischer Franzose an der Spitze der Gesamtwertung stand, wurde vor allem Vietto im Pariser Prinzenpark bejubelt.
Es war seine erste Tourteilnahme, und er stand im Aufgebot der französischen Nationalmannschaft, deren Kapitän Magne war.
Drei Jahre zuvor hatte Vietto seinen ersten Sieg bei einem Radrennen errungen, dem „Boucles de Sospel“. Dort in den Bergen hinter Cannes und Monaco kannte sich Vietto bestens aus. Er war in Rocheville zu Hause, lebte dort mit seiner Mutter seit seiner Geburt. Später wurde er Liftboy in einem Hotel in Cannes und bewältigte den täglichen Arbeitsweg mit dem Rad. Bergauf und bergab. Der Lohn war eine gute Fitness und beste Kletterqualitäten. Dennoch fuhr Vietto zu dieser Zeit nur Rennen, um sein mageres Gehalt als Liftboy aufzubessern. Erst der italienische Radrennfahrer Alfredo Binda brachte ihn auf die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er war eines Tages zu Besuch im Hotel gewesen und hatte das Potenzial des Franzosen erkannt. Die beiden trainierten ab sofort gemeinsam, und Viettos Talent wurde effektiv gefördert.
1934 ging Vietto voller Hoffnung und hoch motiviert an den Tourstart. Auf der ersten Etappe machte er gleich auf sich aufmerksam. Während Roger Lapèbie einen Ausreißversuch startete, reagierte Vietto als Einziger und ging hinterher. Und als sein Kapitän Antonin Magne am zweiten Tag ins Gelbe Trikot schlüpfte, war die Marschroute der Mannschaft klar: Verteidigen.
Das klappte in den nächsten Tagen gut. Am siebten Tag zeigte Vietto dann seine wahren Qualitäten. Er fuhr über 50 Kilometer alleine durch die Alpen, erklomm mit unglaublicher Leichtigkeit einen Gipfel nach dem anderen. Am Ende stand der hochverdiente Etappensieg in Digne-les-Bains.
Die zehnte Etappe startete in Nizza und führte nach Cannes. Seinen Hausberg Col de Braus erklomm er als Erster, auf der Abfahrt gesellte sich dann Guiseppe Martano zu ihm. Als die beiden in Monte Carlo einfuhren, Schulter an Schulter, wurden sie von einer begeisterten Menschenmenge empfangen. Vietto gewann die Etappe knapp vor dem Italiener.
Auf der 15. Etappe stürzte Magne auf der Abfahrt vom Col du Puymorens. Vietto war als Erster auf dem Gipfel gewesen und auf dem besten Weg, einen weiteren Etappensieg zu landen, als er den Befehl bekam, umzudrehen. Vietto tat wie ihm befohlen. Bei Magne angekommen, baute er sein Vorderrad aus und schraubte es bei seinem Kapitän ans Rad. Er selber musste auf den Materialwagen warten. Durch diese Geste behielt Magne das Gelbe Trikot, sich selber hatte er jedoch jede Chance auf den Tagessieg genommen. Völlig demoralisiert und weinend saß Vietto am Straßenrand. Bei seiner Zieleinfahrt in Ax-les-Thermes wurde er lautstark empfangen, voller Respekt. Die Menschen hatten sich in ihn verliebt.
Magne hatte in den nächsten Tagen keine Mühe mehr, die Gesamtführung zu verteidigen. Viettos Trost blieb der Gewinn der Bergwertung. Die Franzosen wussten, wem sie den Toursieg zu verdanken hatten, und auch Magne vergaß das nicht. Im Pariser Prinzenpark nahm sich Magne zurück und überließ seinem Retter den Applaus der Ehrenrunde.
Vietto nahm noch sieben Mal an der Tour de France teil, aber seine Karriere war nicht von Glück geprägt. Drei Knieoperationen warfen ihn immer wieder zurück, und bei der Tour 1939, die er als Zweiter beendete, verlor er auf der 15. Etappe das Gelbe Trikot auf traurige Weise. Als er einen Schaden an seiner Bremse beheben musste, griff sein Konkurrent Sylvère Maes an. Am Ende des Tages hatte er 15 Minuten Rückstand auf den Führenden.
René Vietto starb 1988. Heute erinnert an ihn ein Denkmal am Col de Braus.
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