Hier ein Text, den ich zur 3. Etappe der Tour de FRance 2010 veröffentlicht habe.
Die Tour de France ist in Nordfrankreich zu Besuch. Der ehemaligen Bergbauregion des Landes. Den Bergarbeitern zu Ehren kommt der Tourtross vorbei und die Organisatoren hätten das Etappenziel nicht besser wählen können als vor dem restaurierten Bergwerk von Arenberg.
Aber auch Jean Stablinski wird geehrt. Und das hätte an keiner Stelle besser passieren können, als in Arenberg und Cambrai. Stablinski wurde 1932 in St-Amand-les Eaux unweit Wallers-Arenberg geboren. Als Sohn von polnischen Einwanderern hatte Jean nicht viel Zeit, seine Kindheit und Jugend auszuleben. Sein Vater verstarb 1946, als Jean 14 Jahre alt war. Ab sofort musste er finanzielle Mittel zum Lebensunterhalt beisteuern. Von St-Amand aus fuhr er jeden Tag mit dem Rad über die nur knapp sechs Kilometer entfernte Pavè de Arenberg. Eine gut 2500 Meter lange Kopfsteinpflasterpassage mitten im Wald. Wenn man sie durchquert hat, steht man unmittelbar vor dem Eingang zur Mine von Arenberg, in der Jean Stablinski fortan arbeitete. Nebenbei spielte er Akkordeon und finanzierte sich damit sein erstes Rennrad. Jean trainierte hart, gegen den Willen siener Mutter, die die Radsportleidenschaft ihres Sohnes keinesfalls unterstützte. Jedoch mit 21 Jahren folgte schon der erste Profivertrag und Stablinski fuhr von 1958 bis 1967 im Team mit Jacques Anquetil.
In Frankreich ist „Stab“ als Monsieur France bekannt. Vier Mal gewann er die nationale Meisterschaft und zwei Mal wurde er Vizemeister. Ein Rekord, der bis heute ungebrochen ist. 12 Mal nahm er an der Frankreichrundfahrt teil und feierte fünf Etappensiege.
1956 wurde sein Sohn Jacques Stablinski geboren(auf dem Bild steht Jacques am Denkmal für seinen Vater). Benannt nach seinem Freund Jacques Anquetil. „ Es ist für mich immer eine Ehre gewesen, diesen Namen zu tragen“ erzählt „Stabs“ Sohn heute. Er selber war auch Rennfahrer. Nach zwei Jahren im Profitum beendete er jedoch seinen Job. „Das war eigentlich nichts für mich. Für mich waren die Ausfahrten mit meinen Vater am Schönsten“ erinnert sich Sohnemann Jacques gerne. „Das Radfahren hat ihm am Ende sehr gefehlt, es hätte ihm sehr viel Kraft gegeben“ erzählt er weiter. Sein Vater verstarb 2007 nach langer Krankreich. Kurz nach seinem Tod gedachte die Gemeinde Arenberg dem großen Radchampion. Ein Denkmal wurde errichtet. Direkt am Ausgang der Trouvée de Arenberg, wo Jean Stablinski über Jahre jeden Tag zur Arbeit fuhr. Und auch Cambrai hat Monsieur France in diesem Jahr ein Denkmal gewidmet. Ein Rond Point, ein Kreisverkehr wurde nach ihm benannt. Zudem gab es eine liebevolle Ausstellung über die Karriere und das Leben Stablinksi anzuschauen. Sohn Jacques ist sichtlich stolz auf all die Ehrungen für seinen Vater. „Er hätte sich sehr gefreut“ sagt er traurig, „das hätte ihm alles sehr gut gefallen“. „Mein Vater war keiner, der im Rampenlicht stehen musste, aber über Auszeichnungen hat er sich immer sehr gefreut“ schließt sein Sohn an.
Jean Stablinski wäre glücklich gewesen, die Tour de France in seiner Heimat zu begrüßen. 1978 war die Tour de France in St-Amand-les-Eaux schon mal zu Besuch. Damals kam die Familie Stablinski auch um sie willkommen zu heißen. „Aber der Besuch in Arenberg, das Finish genau vor „seiner“ Mine, das hätte ihm wirklich gerührt“ freut sich sein Sohn. Er selber wird natürlich vor Ort sein, als geladener Gast samt seiner Familie. Die Freude ist ihm deutlich anzusehen, ebenso auch die Traurigkeit, denn er hätte diese gerne mit seinem Vater Jean erlebt.
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