Donnerstag, 7. Juli 2011

Die Stimme der Tour


Daniel Mangeas ist der Sprecher der Tour. Und das schon seit über 30 Jahren. Den Spaß an der Arbeit hat er dennoch nicht verloren.

Wenn Daniel Mangeas am Morgen aus dem offiziellen „Velo“-Auto steigt, bildet sich innerhalb kurzer Zeit eine Menschentraube um ihn. Jeder möchte ihn anfassen und die Hand schütteln. Mangeas genießt das Bad in der Menge.
Seine emotionale Stimme kennt in Frankreich jedes Kind. Seit 1974 ist Mangeas der offizielle Sprecher der Tour de France. Jeden Vormittag verwöhnt er das Publikum bei der Einschreibung mit Informationen. Er ist nahezu ein wandelndes Radsportlexikon, von jedem einzelnen Teilnehmer der Tour de France hat Mangeas die Statistik im Kopf oder Anekdoten parat. Am Vormittag ist Mangeas entspannt. Er redet langsam und macht kleine Späßchen mit den Sportlern.
Am Nachmittag, wenn er seinen Arbeitsplatz im Zielbereich bezogen hat, ist Mangeas ein bisschen angespannter. Hier kommentiert er die Etappe und vor allem den Zieleinlauf. Berühmt ist Mangeas für seine Schlusskommentation, bei der er so schnell sprechen kann, das man meinen möge, seine Stimme würde sich überschlagen. Dennoch, auch als Nichtfranzose kann man ihn immer noch verstehen, unglaublich, welch Deutlichkeit in seiner schnellen Aussprache dann noch immer liegt.
Kaum zu glauben, dass Mangeas über Stunden die Tour de France kommentieren kann, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu wiederholen. Für ihn ist es nicht nur ein Beruf. Es ist eine wahre Berufung und seine Freude an der Arbeit merkt man ihm jeden Tag an.
Mangeas ist in der rauen Normandie zu Hause. Mit vier Jahren war er das erste Mal bei der Tour de France. Sein Großvater nahm ihn damals mit an die Strecke. Sein Berufswunsch hat sich früh gebildet, denn schon mit 15 Jahren kommentierte er sein erstes Radrennen. Von da an war er von französischen Wettkämpfen nicht mehr wegzudenken.
Gerade ist Mangeas 62 Jahre alt geworden. Ans Aufhören kann er nicht denken. Über 200 Tage ist der Normanne im Jahr unterwegs und kommentiert Radrennen auf der ganzen Welt. Gerne wird er als Stargast eingeladen, der regionalen Wettkämpfen ein bisschen Publicity bringen soll. Das gelingt auch jedes Mal.
Sein Heimatort St-Martin-de-Landelles war vor einigen Jahren Etappenort der Tour de France. Ein Geschenk der Tourorganisation an seinen engagierten Sprecher. Für Mangeas war es ein besonderes Erlebnis, das Rennen auch mal vor seiner Haustür zu begrüßen. Denn obwohl er so verbunden ist mit dem „Event Tour“, so ist er im Herzen immer ein großer Radsportfan geblieben.
Die Fahrer blicken ehrfürchtig zu ihm auf, wenn er sich am Morgen bei der Einschreibung jemanden rauspickt zum Interview. Er macht es auch Neulingen leicht bei der Tour, lächelnd und unbekümmert geht er auf jeden von ihnen zu.
Wenn er Feierabend hat, dann schont Daniel Mangeas seine Stimme. Tee, egal bei welchen Temperaturen, trinkt er gerne und ansonsten vermeidet er es zu sprechen. Ein „Hallo“ hier, ein „Bonjour“ da. Mangeas ist ein ausdrucksvoller Mensch. Er muss nicht sprechen um seine Sympathie auszudrücken, er spricht mit den Augen zu jedem. Er ist bereit sich mit Fans gemeinsam fotografieren zu lassen, Autogramme zu geben, an eine Unterhaltung ist jedoch nicht zu denken – keiner ist ihm jedoch böse.
Mangeas ist ein Mensch des Volkes geblieben. Obwohl er täglich mit den ganz Großen im Radsport zu tun hat. Sicherlich ein weiterer Grund, das ihn die Menschen lieben und ihn als ihre „Stimme der Tour“ bezeichnen.

1 Kommentar:

Heiko Brandt hat gesagt…

Moin , natürlich verfolge ich deinen Blog und die Tour sofern ich Zeit habe , sind wieder schöne Storys .
Gruß Heiggo