Nun ist sie also wieder vorbei, die Tour de France. Und was bleibt in diesem Jahr hängen? Sie war spannend, sie war verregnet und sie war von Stürzen gezeichnet. Am Ende steht auf dem Siegertreppchen der Australier Cadel Evans, dem man vorher irgendwie nie so recht den Toursieg zugetraut hat. So wohl auch die beiden Luxemburger Fränck und Andy Schleck, die sich zu sehr auf den Spanier Alberto Contador konzentriert hatten. Cadel Evans steht zu Recht auf dem Siegerpodest. Er und sein BMC-Team sind ein tolles Rennen gefahren, sie haben die Spannung auch in der letzten Woche aufrecht gehalten. Hinzu kam Thommy Voeckler, dessen Kampfgeist einmal mehr sichtbar wurde und ihn in Frankreich zur Legende hat werden lassen. Ebenso Jérémy Roy, der sich unzählige Male in Ausreißergruppen präsentierte und am Ende zum kämpferischsten Fahrer der Tour gekrönt wurde. Andy Schleck’s Husarenritt am Galibier hat alle Radsportfans verzückt und mit Andreas Klöden oder Alexandre Vinokourov haben alle gelitten. Zwei deutsche Etappensiege durch Tony Martin und André Greipel waren aus nationaler Sicht die Höhepunkte, obwohl alle deutschen Fahrer ihre Arbeit hervorragend gemeistert haben. Für Sebastian Lang war es die letzte Tour und ihn begleitete auf jedem Meter auch ein bisschen Wehmut. Jens Voigt sagte vor dem Start in der Vendée, dass es seine letzte Teilnahme sein wird. Aber jetzt, drei Wochen und etliche Schweißtropfen später hat er seinen Vertrag beim Luxemburger Team Leopard-Trek verlängert und wird auch im nächsten Jahr an der Seite der Schleck-Brüder an der Großen Schleife am Start sein.
Die Straßen entlang der Tour de France waren gesäumt von Millionen Zuschauer. Mir kam es vor, als wenn ich noch nie eine so gut besuchte Tour de France begleitet habe. Die Euphorie in der Bretagne, volle Straßen im Zentralmassiv, überfüllte Gipfel in den Pyrenäen und Urlaubsfeeling Richtung Mittelmeer. Was dann aber an Zuschauern in den Alpen zusammenkam übertraf alle Erwartungen der Veranstalter. Die Gendarmerie, die für die Organisation vor Ort zuständig sind waren arg überfordert mit den Automassen, die sich ihnen entgegen stellten. Ein Wunder das dennoch jeder Besucher einen Parkplatz in den Alpen ergattern konnte. Dabei sah es kurzzeitig sogar so aus, als wenn man das Geburtstagskind, den Col du Galibier gar nicht befahren konnte. Es herrschten Minusgrade und Neuschnee war gefallen. Pünktlich zur Etappe kam aber doch die Sonne raus und bescherte allen eine tolle Geburtstagsparty.
Der Wettergott meinte es in diesem Jahr nicht gut mit dem Tourtross. Regen in der Bretagne, Regen im Zentralmassiv, Regen in den Pyrenäen und Regen in den Alpen. Umso bewundernswerter ist der Zuschauerzuspruch zu sehen. Die Fans haben tagelang im Schnee gecampt, Zelte standen unter Wasser, aber auch dieses konnte die Begeisterung nicht mindern, im Gegenteil.
Und wie sieht es an der Dopingfront aus? Experten, Kritiker und Fans sind sich einig darüber, dass wir eines der saubersten Rennen der Gegenwart gesehen haben. Es gab unzählige Kontrollen, wobei sich die Kontrolleure häufig sehr unpassende Gelegenheiten ausgesucht haben. Die ohnehin schon „gläsernen Sportler“ standen wie immer rund um die Uhr für Kontrollen zur Verfügung. Andy Schleck wurde sogar mal innerhalb zwei Stunden doppelt getestet. Der sonst eher scheu wirkende Luxemburger twitterte danach, dass man sich doch in Zukunft bitte besser absprechen sollte, denn er musste mit seinem Urinbecher in einem Restaurant an den anderen Gästen vorbei, was er als „unappetitlich“ ansah. Andere Fahrer wurden früh morgens um sechs geweckt, obwohl gerade bei dieser Rundfahrt die Regeneration und Schlaf enorm wichtig sind. Berichtet wird nur, wenn etwas gefunden wurde, aber nicht, was die Fahrer eigentlich auf sich nehmen müssen im Kampf gegen Doping. In keiner anderen Sportart sind die Sportler so gläsernd, wie im Radsport, was Hoffnung gibt, dass die Gesamtwertung auch so wie sie ist in die Geschichtsbücher eingehen wird.
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