Sonntag, 10. Juli 2011
Urlaub im Zeichen der Tour
Seit dem Sommer 2000 sind Inge und Richard Popp jedes Jahr im Sommer bei der Tour de France zu Besuch. Während andere Anhänger zumeist in die Alpen und Pyrenäen tigern, machen es sich die beiden Bayern im Zentralmassiv gemütlich.
In elf Jahren Tour de France erlebt man so einiges und man sieht vieles. So auch die beiden Rentner, die mit ihrem Wohnmobil gerne in Frankreich unterwegs sind. Ihr Gefährt ist geschmückt, mit liebevollen Details, die ihre Radsportleidenschaft verraten. Sie jubeln jedem zu, der im Feld an ihnen vorbei fährt, egal von welcher Nationalität und aus welcher Mannschaft der emsige Radler kommt.
Ihr Zuhause ist Burgbernheim, in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber, eines von Deutschlands beliebtesten Touristikzielen. Nachdem Richard Popp in den wohlverdienten Ruhestand schied, legten sie sich ein Wohnmobil zu und gingen fortan regelmäßig auf Reisen. Nach dem ersten Tourbesuch war klar: Da müssen wir wieder hin!
Beide sprechen kaum Französisch, haben aber keinerlei Berührungsängste. „Wenn die Franzosen merken, dass du auch nur ein Wort ihrer Sprache sprichst, dann antworten sie gleich im ganzen Wortschwall“ erzählt Richard. Schlechte Erfahrungen haben sie in alle den Jahren nicht gemacht, eher im Gegenteil „man hat uns immer geholfen, wenn wir ein wirkliches Problem hatten“ fügt Inge ein.
Gemütlich sind sie frühzeitig auf der Strecke unterwegs. Manchmal kommen sie aber auch da zu spät. Sie stehen kurz hinter dem Ortsausgang von Lavigerie, noch knappe zehn Kilometer unterhalb des Puy Mary. Aber knapp ein Kilometer weiter ist die Straße schon seit einiger Zeit gesperrt und die örtliche Gendamerie lässt da auch keinen mehr durch. „Dieser Platz ist auch herrlich. Der Ausblick ist atemberaubend und hier bekommt man doch auch alles mit“ erzählt Inge. Und so ist es. Unglaubliche Weite, unterbrochen von vereinzelten erloschenen Vulkanen, ein saftiges Grün und eine lange gerade Straße, auf dem das Peloton entgegen gerauscht kommt. Auf der Straße herrscht rege Betriebsamkeit, manche Fahrer hupen und winken. Die engen Straßen zum hinauf zum Puy Mary geben auch kaum Parkmöglichkeiten her. Ausnahmsweise ist es unten voller als oben.
Richard Popp hat seine Fahnen gehisst. „Wenn Deutsche kommen, dann sehen sie gleich, das Landsleute da sind“ erläutert er, „da hat sich schon so manch netter Kontakt ergeben.“
Ihre schönsten Erlebnisse hatten sie 2007 am französischen Nationalfeiertag. Dort waren sie südlich von Genf in Cruseilles. Da passte alles. Das Wetter, der Standplatz und die Umgebung. Ein großes Grillfest von Einheimischen fand in unmittelbarer Nähe statt, und sie waren mittendrin.
Zwischen vier und fünf Wochen sind sie in diesem Jahr unterwegs. Begonnen haben sie in der Bretagne, wo sie außerhalb von Lorient ihren ersten Standort hatten. Nun hat sie ihr Weg ins Zentralmassiv geführt, bevor sie die Tour nochmal in den Alpen besuchen. „Nein, die Pyrenäen lassen wir in diesem Jahr aus, dort ist es am Tourmalet immer zu voll“ erklärt Inge. Und auch nach Alpe d’Huez geht die Reise nicht. Irgendwo mittendrin aber doch ein wenig am Rand, dass ist ihr Lieblingsplatz.
Nachdem das Peloton dann an ihnen vorbei gekommen ist, und auch der letzte Fahrer ihr Wohnmobil passiert hat, geht es schnell rein, und der Fernseher wird angeschaltet. „Ich muss doch wissen, wer die Etappe gewinnt“ sagt Richard. „Einmal in den Pyrenäen, da haben ganz viele Basken das Wohnmobil gestürmt, und wollten die Etappe zu Ende gucken. Da konnte ich gar nichts machen“ erzählt er halb empört und halb geschmeichelt.
Solange es ihre Gesundheit zulässt, werden sie wiederkommen zur Tour und erfüllt von Eindrücken und Begegnungen sich nach jeder Heimkehr schon auf die nächste Tour de France freuen. Gute Fahrt!
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